Entwicklung der Flüchtlingszahlen
Berlin (dpa) - Die Grenze von einer Million registrierten Flüchtlingen in Deutschland ist in diesem Jahr bereits überschritten. Das ist der mit Abstand höchste Stand in der Geschichte der Bundesrepublik.
Die Bundesregierung will die Zahl auf verschiedenen Wegen nach unten bringen - unter anderem mit Verschärfungen des Asylrechts, mit Informationskampagnen in den Herkunftsländern, mit europäischen Initiativen, einer stärkeren Zusammenarbeit mit dem wichtigen Transitland Türkei. Ob all das jedoch Wirkung zeigt, und wenn ja, wann und in welchem Umfang, ist ungewiss.
In den vergangenen Wochen gingen die Flüchtlingszahlen in Deutschland laut Bundesinnenministerium merklich zurück. Eine Trendwende sei aber noch nicht zu erkennen. Der Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Frank-Jürgen Weise, nannte zuletzt für das kommende Jahr eine Zahl von 500 000 Asylbewerbern, die seine Behörde bewältigen könne. Aber auch er räumte ein: „Wie viele Menschen (...) nächstes Jahr zu uns kommen, kann man jetzt noch nicht sagen.“
Flüchtlingsorganisationen verweisen darauf, dass die Lage in Krisenstaaten wie Syrien oder Irak nach wie vor dramatisch sei. Auch die katastrophale Lage in den Flüchtlingscamps der Nachbarstaaten zwinge weiter viele Menschen zur Flucht. Auch die langen Wartezeiten beim Familiennachzug und die Angst vor möglichen Beschränkungen an dieser Stelle bringe mehr Frauen und Kinder dazu, sich auf den lebensgefährlichen Weg nach Europa zu machen.
Auf der anderen Seite schotte die Türkei ihre Grenzen verstärkt ab, das gelte auch für Länder entlang der Balkanroute. Offen sei aber, ob die Flüchtlinge dieses Hindernis nicht einfach umgehen werden und sich andere Fluchtrouten suchen. Der Geschäftsführer der Organisation Pro Asyl, Günter Burkhardt, sagte, es sei durchaus möglich, dass die Flüchtlingszahlen in Europa im kommenden Jahr runtergingen, „aber auf Kosten der Menschenrechte“. Eine Vorhersage sei schwierig. „Das ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten.“