Türkische Währung auf Talfahrt Erdogan: Lira-Verfall durch „Wirtschaftskrieg“ mit Westen
Istanbul (dpa) - Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat den Westen für den Kursverfall der Lira verantwortlich gemacht und die Bevölkerung aufgerufen, Dollar und Euro in die Landeswährung umzutauschen.
Er sprach erneut von einem „Wirtschaftskrieg“ und erhob den Westen zum Feindbild. „Die, die Dollar, Euros, Gold unter dem Kissen haben - geht und wechselt es in türkische Lira in unseren Banken“, sagte Erdogan im nordtürkischen Bayburt. Solidarität werde die wichtigste Reaktion auf den Westen sein.
Schon bei der Vorstellung seines 100-Tage-Programms am 3. August hatte er von einem „Wirtschaftskrieg“ gesprochen. In einer nächtlichen Rede im Distrikt Rize hatte Erdogan gesagt, es seien „Kampagnen“ gegen die Türkei im Gange.
Gegenüber dem Euro hat die Lira seit Januar mehr als ein Drittel an Wert verloren. Am Morgen, vor Vorstellung eines „neuen Wirtschaftsmodells“ für die Türkei durch Finanzminister Berat Albayrak, war die Lira auf einen Tiefststand gestürzt. Im Handel mit dem US-Dollar kam es zeitweise zum Einbruch um 13,5 Prozent. Im Handel mit dem Euro wurden erstmals mehr als sieben Lira für einen Euro gezahlt.
Erdogan sprach von einer „künstlichen Finanzkrise“. An jene gerichtet, die höhere Zinsen fordern, um die Inflationsrate von mehr als 15 Prozent zu drücken, sagte er: „Ihr werdet es nicht schaffen, diese Nation in die Knie zu zwingen.“ Anders als Ökonomen sieht Erdogan Zinserhöhungen als Ursache für Inflation und nicht als Instrument dagegen.
Die Türkei diversifiziere ihre Wirtschaftspartner - „von China bis Russland“, sagte Erdogan. Vor allem wegen der Inhaftierung eines US-Pastors in der Türkei hat sich die Beziehung mit den USA stark verschlechtert. Die Märkte hatten darauf stark verunsichert reagiert. „Diese Nation hat keine Angst“, sagte Erdogan. „Vertraut auf Gott.“