Experte: Angriff galt Waffenlieferung an Hisbollah

Tel Aviv (dpa) - Die israelische Luftwaffe hat nach Einschätzung eines Sicherheitsexperten in Syrien eine Lieferung von Flugabwehrraketen an die libanesische Hisbollah-Miliz angegriffen.

„Dies sind Waffen, die Israel große Sorgen bereiten“, sagte Shlomo Brom vom Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) in Tel Aviv. „Der Angriff hat nichts mit Chemiewaffen zu tun“, sagte Brom der dpa. „Es gab offenbar einen Versuch, diese Raketen an die Hisbollah weiterzugeben.“ Israels Luftwaffe ist häufig im libanesischen Luftraum im Einsatz und wäre durch hochmoderne Abwehrraketen stark gefährdet.

Der ehemalige Leiter der Strategischen Planungsabteilung in der israelischen Armee glaubt nicht, dass der israelische Angriff einen regionalen Krieg auslösen könnte. „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr gering“, sagte Brom, der früher an Friedensverhandlungen mit Syrien beteiligt war. „Aber wenn man einen solchen Einsatz vorbereitet, kalkuliert man auch eine geringe Wahrscheinlichkeit ein.“

Israel hatte am Sonntag zwei Batterien des Raketenabwehrsystems Eisenkuppel im Norden des Landes aufgestellt. „Rückblickend sieht man die Verbindung - dass es sich um einen Schritt der Verteidigung handelt.“

Israel habe Syrien vorher eindeutig vor Waffenlieferungen an die pro-iranische Hisbollah gewarnt. „Aber sie haben es trotzdem versucht.“ Es sei schwer zu sagen, zu welchem Zeitpunkt der israelische Angriff kam - ob die Lieferung noch im Vorbereitungsstadium oder bereits unterwegs war. Israel habe entweder einen Transport oder ein sogenanntes Forschungszentrum oder auch beide angegriffen.

Allgemein betrachtet habe Israel kein Interesse, in den Konflikt in Syrien einzugreifen. Er sehe den Angriff als einen „punktuellen Einsatz“. Zu einer möglichen Reaktion Syriens oder der Hisbollah sagte Brom: „Ich glaube, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach keine offene Reaktion geben wird.“ Er halte verdeckte Einsätze wie etwa Anschläge auf Israelis im Ausland jedoch für möglich.

Der Iran hatte gedroht, man werde einen militärischen Angriff auf Syrien wie einen Angriff auf den Iran werten. Brom maß diesen Äußerungen jedoch wenig Bedeutung bei. „Dann haben sie es eben gesagt“, meinte er. „Ich denke nicht, dass es eine iranische Reaktion geben wird - sie sind einfach nicht dazu in der Lage“, sagte Brom. „Drohen ist eben leicht.“