Experte: „Das Militär ist der Schiedsrichter“
Berlin (dpa) - Für eine Stabilisierung Ägyptens wird nach Expertenansicht das Militär eine zentrale Rolle spielen.
„Sollte das Militär auseinander fallen, was im Moment nicht wahrscheinlich scheint, dann stehen wir vor einer Katastrophe“, sagte der Nahost-Experte Asiem El Difraoui von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
„Das Militär ist der Schiedsrichter.“ Eine Übergangsregierung mit einem General als Interimspräsidenten sei deshalb denkbar. „Aber es muss ein General sein, den das Volk tolerieren kann.“ Der von Husni Mubarak zum Vizepräsident ernannte Omar Suleiman sei für die Opposition zu sehr der Mann Mubaraks.
Derzeit werde eine zukunftsfähige Exit-Strategie für Ägypten durch die eskalierende Situation immer schwieriger. „Die Europäer haben lange, lange gezögert“, meint El Difraoui. Ein Lösung wäre, wenn das Militär als Garant der Stabilität eine breitgefächerte Übergangsregierung mit einem beim Volk beliebten Premierminister unterstützen würde.
Eine Krux der aktuellen Situation sei auch Mubaraks Weigerung, Ägypten zu verlassen. „Die Ägypter hassen Mubarak zwar nicht. Aber sie wollen ihn nicht mehr. Jetzt geht es darum, ihm einen Abgang auf Augenhöhe zu ermöglichen, so dass er das Gesicht nicht verliert“, sagte El Difraoui. Dies könnte für Mubarak das Angebot sein, als Ex-Präsident im Land zu bleiben, zurückgezogen zu leben, aber mit gewissem Prestige. „Auf jeden Fall ist die Rolle der Amerikaner und ihr Druck auf die Militärs und Mubarak entscheidend“, sagte El Difraoui.
Eine Fortdauer der aktuellen fragilen Situation könnte die ganze Region instabil machen. „Ägypten ist kein reiches Land. Schon jetzt sind die Preise für Öl und Lebensmittel hochgeschnellt und es gibt Kapitalflucht.“ Sicherlich werde künftig auch die Muslimbrüderschaft eine große Rolle spielen. „Sie hat viele Anhänger im Volk. An ihr geht kein Weg vorbei.“ Allerdings sei die Bewegung so aufgesplittert in konservativere und fortschrittlichere Teile, dass sie bislang kaum mit einer Stimme spreche. „Sie ist keine strukturierte Partei.“