Experte: Sanktionen gegen Gaddafi schwer umsetzbar
Gießen (dpa) - Der Gießener Libyen-Experte Andreas Dittmann hält die Überlegungen der Europäischen Union, Vermögenswerte des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi einzufrieren, für schwer umsetzbar.
„Das sind ja keine Konten, auf denen Muammar al-Gaddafi drauf steht“, sagte der Professor für Humangeographie in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Geschätzte 300 Millionen habe der Diktator aus der Schweiz bereits zurückgezogen, „seit er vor zwei Jahren der Schweiz den Heiligen Krieg erklärt hat, nachdem einer seiner Söhne dort wegen Körperverletzung verhaftet worden war.“ Die Schweizer Regierung hatte am Donnerstag sämtliche Gelder des Clans um den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi gesperrt.
Der EU wirft Dittmann „Sprachlosigkeit und Unfähigkeit“ vor. „Es hat doch sehr lange gedauert, bis man sich auf eine gemeinsame Stellungnahme geeinigt hat, während in Libyen Menschen sterben“, sagte er. Appelle richteten zu wenig aus: „Deshalb stirbt keiner mehr oder weniger in Tripolis.“
Bei manchen Vorschlägen für Sanktionen fragt sich Dittmann nach eigenem Bekunden: „Wieso ist das nicht schon längst geschehen?“ Dazu zählt er das von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) vorgeschlagene Waffenembargo. Gut findet Dittmann, „dass das eine oder andere Kriegsschiff vor der Küste lagert - nicht um militärisch, sondern um notfalls humanitär eingreifen zu können“.
Dittmann sprach sich für eine Flugverbotszone über dem Land aus. „Damit kann man verhindern, dass weitere Söldner nach Libyen eingeflogen werden.“ Ein solcher Schritt würde nach seiner Einschätzung zudem erschweren, dass Gaddafi aus der Luft gegen das eigene Volk vorgeht. „Das ist auf jeden Fall dazu geeignet, Leben zu retten.“