Extra: Bauernhaus oder Dienstvilla?

Stuttgart (dpa) - Zieht Winfried Kretschmann auf die Solitude oder nicht? Wo der neue baden-württembergische Ministerpräsident wohnen wird, ist noch offen.

Zwar stünde dem Grünen-Politiker wie jedem Regierungschef vor ihm die sogenannte Dienstvilla auf dem Geländes des Schlosses Solitude zur Verfügung. Aber der 62-Jährige hat sich noch nicht entschieden.

„Ich konnte sie noch nicht einmal anschauen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Denn bisher wohnt noch der frühere Ministerpräsident und jetzige EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) in dem repräsentativen Gebäude gut acht Kilometer westlich des Stuttgarter Zentrums mitten im Grünen.

Kretschmann, der mit seiner Familie seit Jahrzehnten ein ehemaliges Bauernhaus und späteres Gasthaus im Örtchen Laiz bei Sigmaringen bewohnt, zieht es aber auch nicht sehr auf die Solitude. „Da draußen ist es auch ziemlich einsam“, heißt es in der Umgebung des Grünen-Politikers.

Allerdings sieht seine Frau Gerlinde Kretschmann durchaus Vorteile einer Wohnung in der Landeshauptstadt. Schließlich beträgt die Fahrzeit zwischen Sigmaringen und dem Regierungssitz Villa Reitzenstein etwa zwei Stunden.

Kretschmann hat auch noch einen weiteren Grund, seine bisherige Wohnumgebung zumindest während der Regierungszeit aufzugeben. Denn sein Haus genügt nicht den Sicherheitsanforderungen, die zum Schutz eines Ministerpräsidenten notwendig sind.

„Ich habe keine Lust, dass mein Lebenswerk zerstört wird“, grummelte Kretschmann kürzlich in einem Radio-Interview, weil er sich nicht vorstellen kann, dass bei seinem alten Bauernhaus Panzerglas und Videokameras angebracht werden. Schließlich hat er das Gebäude aufwendig restaurieren lassen und dabei oft genug selbst Hand angelegt.

So könnte es am Ende auf eine diskrete Stadtwohnung in Stuttgart hinauslaufen, bei der die Sicherheitsexperten für den Schutz des Regierungschefs sorgen können.