Fragen & Antworten: Der Islamische Staat unter Druck
Istanbul (dpa) - Nicht nur am Boden geht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegen ihre Gegner vor, längst hat sie auch das Internet zum Schlachtfeld erklärt.
Der „Cyber Dschihad“ ist wichtiger Bestandteil des Kampfes gegen die „Ungläubigen“ - gerade jetzt, da die Extremisten in Syrien und im Irak unter Druck geraten sind.
Wie ist die Lage für den IS in Syrien und Irak?
Der Cyber-Angriff auf TV5 Monde kommt zu einer Zeit, in der der IS in beiden Ländern an Boden verloren haben. Kurden drängten die sunnitischen Extremisten aus der nordsyrischen Stadt Kobane zurück, irakische Truppen aus der strategisch wichtigen Stadt Tikrit. Zudem hat die Miliz nach Geheimdienstinformationen die meisten Ölquellen und damit ihre Haupteinnahmequelle verloren. Zur üblichen Strategie des IS gehört es, in solchen Phasen woanders Schrecken zu verbreiten - etwa durch die Veröffentlichung von Terrorvideos.
Welche Cyber-Angriffe des IS gab es bisher?
Schon in den vergangenen Monaten sorgten IS-Sympathisanten mit Angriffen im Netz für Aufsehen. So brachte eine Hackergruppe mit dem Namen CyberCaliphate die Konten des US-Militärkommandos Centcom bei Twitter und YouTube unter ihre Kontrolle. Auch das Twitter-Konto des US-Magazins Newsweek wurde Opfer dieser Gruppe. Der Angriff auf TV5 ist jedoch die bislang massivste Attacke von Hackern, die im Namen des IS agieren - die Angriffe zuvor waren zwar Aufsehen erregend, aber vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen.
Wer steckt dahinter?
Das lässt sich nicht sagen. Es ist nicht einmal sicher, ob die Hacker im Auftrag des IS oder auf eigene Faust handeln. In der Vergangenheit stand ein Brite unter Verdacht, der 2012 das Adressbuch des britischen Ex-Premiers Tony Blair hackte und veröffentlichte. Er soll sich in Syrien aufhalten. Die Gruppe CyberCaliphate rühmt sich auch der Angriffe auf TV5. Sie veröffentlichte einen Bekennerbrief online, in dem sie Frankreichs Regierung kritisiert. Wer dahinter steckt, ist jedoch ebenfalls unklar. Die Betreiber der Webseite nutzen einen australischen Dienst, um ihre Herkunft zu verschleiern.
Welche Rolle spielt das Internet für den IS?
Der IS nutzt das Internet gezielt für seine Zwecke. In Online-Netzwerken werben die Fanatiker um Anhänger und jugendliche Gefolgschaft. Im Internet verbreiten sie auch Aufnahmen ihrer Gräueltaten ebenso wie Bilder, die das Leben im Herrschaftsgebiet der Milizen zeigen. Online-Netzwerke wie Twitter und YouTube bemühen sich, die Verbreitung von IS-Propaganda einzudämmen. Sie kommen aber teilweise mit dem Löschen von Profilen kaum hinterher.