Fragen und Antworten: Köln ruft trotz allem zur OB-Wahl

Köln (dpa) - Trotz des Angriffs auf die parteilose Kandidatin Henriette Reker wählt Köln an diesem Sonntag einen neuen Oberbürgermeister.

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Manchen Wählern ist dabei nicht ganz wohl, doch aus der Politik kommt ein einstimmiges: Jetzt erst recht! Eine ganz normale Abstimmung ist die Wahl in der viertgrößten deutschen Stadt jetzt aber nicht mehr. Wichtige Fragen und Antworten zur Wahl in Köln:

Köln wählt trotzdem. Könnte die Messerattacke auf eine Kandidatin das Ergebnis beeinflussen?

Der Politikwissenschaftler Ulrich von Alemann glaubt, dass Reker nach dem Angriff in der Wählergunst noch einmal zulegen kann. „Sie wird wohl einen tragischen Bonus bekommen“, sagte der Professor der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität am Samstag im Westdeutschen Rundfunk. Allerdings sei Reker ohnehin die Favoritin gewesen, so dass die Wahl in ihrem Ausgang wohl nicht entscheidend verfälscht werde.

Hätte Köln die Wahl nicht besser verschieben sollen?

Eine Verschiebung ist nach Angaben der Stadt Köln im Gesetz vorgesehen, wenn ein Kandidat vor der Wahl stirbt - bei einer schweren Verletzung aber nicht. Abgesehen davon waren sich die politischen Akteure einig, mit dem Wahltermin am Sonntag auch ein Zeichen zu setzen: „Wir dürfen uns durch ein solches Attentat nicht die Knie zwingen lassen“, betonte Kölns scheidender Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD). Und der nordrhein-westfälische CDU-Landeschef Armin Laschet sagte der „Rheinischen Post“: „Gerade jetzt muss die Stadt zeigen, dass sie sich von verrückten und möglicherweise politischen Extremisten nicht beeindrucken lässt.“

Wie reagieren die Kölner auf die Ereignisse rund um ihre Wahl?

In den sozialen Netzwerken wurden die Ereignisse am Samstag heiß diskutiert. Viele riefen dazu auf, mit der Wahlteilnahme am Sonntag ihre Solidarität mit Reker zu zeigen. „Demokratie lässt sich niemals niederstechen!“, schrieb eine Nutzerin. Doch einigen war dabei auch nicht ganz wohl, und so schrieb eine: „Wahlbenachrichtigung hin und her drehen. Irgendwie würde es sich besser anfühlen, morgen kein Kreuz machen zu müssen...“

Weshalb wird in Köln viel später als anderswo in Nordrhein-Westfalen gewählt?

In den übrigen NRW-Kommunen, in denen dieses Jahr Wahlen anstehen, haben die Wahlen schon Mitte September stattgefunden. Köln hatte jedoch Stimmzettel drucken lassen, auf denen die Parteien sehr groß und die Namen der Kandidaten eher klein gedruckt waren. Für parteilose Kandidaten wie Reker sei das ein unzulässiger Nachteil, entschied die Bezirksregierung. Deshalb können die rund 812 000 wahlberechtigten Kölner erst an diesem Sonntag ihr Kreuzchen machen. Sollte keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen, gibt es am 8. November eine Stichwahl.