Fragen und Antworten: Privatisierungen in Griechenland

Athen (dpa) - 50 Milliarden Euro sollen durch den Verkauf und die Verpachtung von Immobilien und Staatsunternehmen in den nächsten Jahren in die griechischen Staatskassen fließen. Die Liste ist lang.

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Häfen, Flughäfen, Häuser, Ländereien, Eisenbahnen und sogar Kleininseln sollen verkauft oder verpachtet werden.

Hat es bislang Erfolge gegeben?

Ja, der wichtigste davon ist die Verpachtung eines Teils des Hafens von Piräus an den chinesischen Transportriesen COSCO. Die Chinesen haben binnen drei Jahren ihren Teil des Hafens in eine Drehscheibe für ihre Produkte verwandelt, die für den Osten Europas bestimmt sind. Es wurden mehr als 1500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Mehrmals in der Woche starten Güterzüge aus Piräus Richtung Osteuropa. Auch das griechische Glücksspielunternehmen OPAP ist vergangenes Jahr für 652 Millionen Euro privatisiert worden. Einige Gebäude, die dem griechischen Staat im Ausland gehörten, wurden verkauft. Ländereien auf Korfu und Rhodos fanden ebenfalls neue Besitzer.

Kann das Ziel der 50 Milliarden Euro erreicht werden?

Nur wenige glauben daran. Schon 2011 hatten sich die Gläubiger einen Betrag von 50 Milliarden Euro erhofft. Dann holte die Realität Griechen und Gläubiger ein. In der schweren Wirtschaftskrise gelang es kaum, Objekte zu verkaufen. Das ursprüngliche Ziel wurde mehrfach nach unten korrigiert, zunächst auf 15, danach auf 10 Milliarden Euro. Anfang 2015 blieben schließlich nur noch eine Milliarde Euro, die in diesem Jahr zusammenkommen sollten.

Gibt es neue Ziele und welche Chancen haben sie?

Ja, es gibt mehrere Projekte, die eine Chance haben. Das wichtigste davon ist der Verkauf des alten, seit 2002 geschlossenen Athener Flughafens Hellenikon und des Gasverteilers DESFA. Die Privatisierung des Flughafens wird bislang von der Justiz aus Umweltschutzgründen nicht genehmigt. Für den Verkauf des Gasverteilersystems an die aserbaidschanische Socar-Firma muss die EU-Kommission noch grünes Licht geben.

Sind auch deutsche Unternehmen interessiert?

Ja und zwar an einem Riesenprojekt: Der deutsche Flughafenbetreiber Fraport hatte im November 2014 zusammen mit einem griechischen Partner die Betreiberkonzessionen für Airports erhalten - darunter die Flughäfen in Thessaloniki sowie auf den Inseln Kreta, Korfu und Rhodos. Der Gesamtkaufpreis belief sich nach damaligen Angaben auf 1,23 Milliarden Euro. Die Flughäfen sollten erweitert und modernisiert werden. Der endgültige Vertrag sollte ursprünglich im Laufe dieses Jahres unterzeichnet werden.

Dann gewann aber im Januar die Syriza-Partei des linken Regierungschefs Alexis Tsipras die Wahlen. Und sie legte gleich das Projekt auf Eis. „Aus ideologischen Gründen“, sagen Insider. Allerdings hat Tsipras inzwischen offenbar die große Wende vollzogen und sich zum Verbleib in der Eurozone entschlossen. Wie aus gut informierten griechischen Unternehmerkreisen am Dienstag zu hören war, sollen die Verhandlungen zwischen Fraport und der Regierung in Athen in Kürze wiederaufgenommen werden.

Was könnte noch verkauft werden?

Es gibt Dutzende Kleininseln, kleine Paradiese in der Ägäis und im Ionischen Meer, die dem griechischen Staat gehören. Und andere unbewohnte Mini-Inseln im Besitz von Privatleuten. Nur letzteren, darunter Onassis-Enkelin Athina, aber auch Kaninchenzüchter und Ziegenhirten, ist bislang der Verkauf von Inseln gelungen: an russische Oligarchen, arabische Scheichs und amerikanische Schauspieler und Magnaten. Auch die griechischen Eisenbahnen (OSE) und Teile des Elektrizitätsunternehmens (DEI) stehen auf der Verkaufsliste.

Allerdings gelten diese Privatisierungspläne als heikel. Die Gewerkschaften sind stark und könnten gewaltige Proteste organisieren. Zwar hatten die russische Staatsbahn RZD, eine rumänische und eine chinesische Firma immer mal wieder Interesse gezeigt, doch zu konkreten Vorschlägen ist es bislang nicht gekommen. Zudem sollen mehr als 3000 Gebäude verkauft werden. Langfristig könnte es sich lohnen, eines der schönen neoklassizistischen Häuser im Zentrum Athens zu kaufen. Der Käufer müsse aber einen „langen Atem haben“ und wissen, dass diese Investition erst nach Jahren Gewinne abwerfen dürfte, sagen erfahrene Immobilienmakler in Athen.