Gomez dankt Löw: „Schwierige Tage“

Charkow (dpa) - Er trifft und trifft und trifft. Den großen Jubel konnte Mario Gomez auch nach zwei Supertoren gegen Holland aber nicht genießen.

„Ich habe mich extrem gefreut. Es war nur ein bisschen blöd, dass die beiden Tore auf der Seite der Holland-Fans waren“, berichtete Deutschlands Serienknipser nach dem 2:1-Sieg gegen die „Oranjes“, den er mit seinem vierten „Doppelpack“ in der Nationalelf sicher gestellt hatte. „Ich bin losgelaufen Richtung Kurve und hab gesehen, da ist alles nur orange“, erzählte der Münchner - und provozieren wollte er die niederländischen Anhänger nicht. So drehte Gomez schnell um und feierte verhalten mit seinen Kollegen.

Die Szene passt zu Gomez' Suche nach Streicheleinheiten, die ihm die deutschen Fußball-Fans nicht so recht schenken wollen wie anderen Stars aus Joachim Löws Team. Lukas Podolski etwa, Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger oder auch Sturm-Konkurrent Miroslav Klose bekommen da mehr Zuspruch, auch wenn es mal nicht zu hundert Prozent läuft.

„Das ist nicht immer leicht“, bemerkte der Stürmer des FC Bayern. Nach der jüngsten Kritik von Ex-Europameister Mehmet Scholl habe er wieder „einige hundert Kilo auf der Schulter“ gespürt, meinte Gomez: „Da machst du das Siegtor gegen Portugal und denkst, du bist im Turnier angekommen. Und dann kriegst du drei Tage lang nur auf die Fresse. Aber die Antwort habe ich auf dem Platz gegeben.“ Scholl schwenkte nach der neuen Gomez-Gala um: „Ich bin stolz auf Mario. Einsatz und Erfolg haben zusammengepasst.“

Über die Gründe der fehlenden Anerkennung wird auch jetzt wieder viel spekuliert. Ein Stück Arroganz lesen einige Kritiker im Bemühen von Gomez, dass auch sein Äußeres gut zur Geltung kommt. Andere vermissen beim Torjäger die Fähigkeiten, im Hochgeschwindigkeits-Kombinationsfußball wirklich mitspielen zu können. Oder irgendwas anderes eben. Bundestrainer Löw sieht sich davon unberührt: „Was außen über die Spieler gesprochen wird, ist mir egal. Ich habe meine eigene Beurteilungskraft.“

Auch Löw hat allerdings längere Zeit gebraucht, bis er sich von den besonderen Qualitäten des inzwischen 26 Jahre alte Mittelstürmers überzeugen ließ. „Mario hat ab und zu auch bei der Nationalmannschaft mal am Boden gelegen. Bei der EM 2008 hat er eine Chance versemmelt und hatte Selbstbewusstsein verloren“, erinnerte der DFB-Chefcoach: „Aber er hat sich immer wieder herangekämpft.“

Gomez dankte nach seinen Länderspieltreffern Nummer 24 und 25 explizit dem Bundestrainer, „der trotz allem, was war, zu mir gestanden hat“. Auch das Team habe ihn in den „schwierigen Tagen“ enorm unterstützt. „Wir wissen, was wir an Mario haben. Das hat er wieder bewiesen mit zwei wirklich Weltklasse-Toren“, meinte Kapitän Philipp Lahm und geriet ins Schwärmen: „Vor dem ersten nimmt er den Ball sensationell mit. Das zweite schießt auch nicht jeder von dem Winkel in den Winkel.“ Gomez war der Mann des Spiels.

Dabei hatte Gomez auch zugegeben, wie ihn die jüngsten Zweifel schon wieder belastet hatten - bis er traf. „Man hat in einer oder andere Situation davor gesehen, dass es mir immer wieder in den Kopf geschossen ist“, berichtete der Halb-Spanier. Profitiert hat er von der perfekten Abstimmung mit seinem erstarkten Münchner Kollegen Bastian Schweinsteiger. Beide haben vor der Holland-Partie auf dem Clubgelände von Metalist Charkow zusammen in einem Appartement gewohnt. „Da haben wir uns gut eingestimmt. Zwei Vorlagen von Basti. Das ist genau das, worauf ich immer lauere, dass die Bälle in die Schnittstellen gespielt werden“, sagte Gomez.