Löw stolz auf seine Holland-Besieger

Charkow (dpa) - Joachim Löw war einfach nur stolz auf seine Holland-Besieger. Nach dem Prestigeerfolg gegen den Erzrivalen störte es den Bundestrainer auch nicht, dass selbst der zweite Sieg bei der Fußball-Europameisterschaft der deutschen Nationalmannschaft noch nicht das Viertelfinal-Ticket garantiert.

Eine Niederlage im letzten Vorrundenspiel gegen Dänemark könnte sogar noch das Aus bedeuten.

„In der sogenannten Todesgruppe haben wir jetzt sechs Punkte geholt, und das gegen zwei ganz starke Mannschaften. Das ist eine starke Leistung“, sagte Löw nach dem 2:1 (2:0) am Mittwochabend in Charkow. Zweifel am Weiterkommen plagen niemanden im Team um den herausragenden Doppeltorschützen Mario Gomez (24./38. Minute), der die schwarz-rot-goldenen Fans unter den 37 750 Zuschauern im Metalist-Stadion in Festtagsstimmung versetzte. „Wir haben das Tor zum Viertelfinale aufgestoßen. Wir haben es jetzt selbst in der Hand, gegen Dänemark alles klar zu machen“, hob Löw die komfortable Ausgangslage hervor.

Schon ein Punkt reicht am Sonntag - unabhängig vom Ausgang des Spiels der punktlosen Niederländer gegen Portugal -, um den Gruppensieg und damit das Viertelfinal-Heimspiel in Danzig perfekt zu machen, wohin das deutsche Team noch in der Nacht zurückkehrte.

„Wir wollen in Polen spielen“, sagte der gebürtige Pole Lukas Podolski. „Eigentlich denkt man, nach zwei Siegen ist man durch. Aber das ist leider nicht so.“ Eine 0:1-Niederlage gegen Dänemark zum Beispiel würde den Vorrunden-K.o. bedeuten, wenn parallel Portugal am letzten Gruppenspieltag die Niederländer besiegen würde.

Von einer größeren Favoritenrolle auf den Titelgewinn mochte Abwehrspieler Mats Hummels darum auch nicht reden. „Nein, überhaupt nicht. Es ist ja nicht einmal die Gruppenphase überstanden“, sagte der Dortmunder, der wieder ein Stabilisator einer guten deutschen Defensive war, die nur das Anschlusstor von Robin van Persie zuließ (73.). „Wir haben es absolut klasse verstanden, defensiv gut zu arbeiten. Den Holländern ist wenig eingefallen“, lobte Löw die Abwehrleistung. Man hätte nur mit einem dritten Tor „den Sack früher zumachen können“, monierte der Bundestrainer.

Entscheidender Mann war wie schon beim 1:0-Auftaktsieg gegen Portugal Torjäger Gomez, der jeweils auf Zuspiel seines erstarkten Bayern-Kollegen Bastian Schweinsteiger eiskalt zuschlug. Es war eine Genugtuung für den 26-Jährigen, der trotz seiner beeindruckenden Trefferquote auch nach dem Portugal-Spiel besonders von ARD-Experte Mehmet Scholl hart kritisiert worden war.

„Ich bin sehr glücklich nach einigen schwierigen Tagen mit vielen Kilos auf der Schulter“, berichtete der sensible Angreifer, der als „Spieler des Spiels“ ausgezeichnet worden war. Löw geriet ins Schwärmen: „Es war wie gegen Portugal, er hatte zwei Chancen und macht zwei Tore. Und dann die Klasse, wie er die Tore macht.“

Auch gegen den vor dem EM-K.o. stehenden WM-Zweiten Holland bestach das deutsche Team mehr durch Effizienz und Kalkül als durch Spaßfußball. „Das Wichtigste ist, Ergebnisse zu erzielen“, betonte Kapitän Philipp Lahm. Die fehlende Gewissheit über das Weiterkommen wird die Spannung auch vor dem Dänemark-Spiel hochhalten. Löw wird seine zweimalige Siegerelf dann auf jeden Fall auf einer Position umbauen müssen, weil Außenverteidiger Jérome Boateng nach der zweiten Gelben Karte gesperrt ist.