Guttenberg geht mit „Smoke on the water“
Berlin (dpa) - Goodbye mit Rock-Hymne: Karl-Theodor zu Guttenberg ist gut eine Woche nach seinem Rücktritt als Verteidigungsminister mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet worden. Der CSU-Politiker sprach am Donnerstag kurz vor der Zeremonie von einem schmerzlichen Abschied.
Er wolle die nächste Zeit auch für Reue und Buße nutzen. Besonders freue er sich darauf, Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Guttenberg schloss mit den Worten: „Gottes Segen der Bundeswehr. Ich melde mich ab.“ Für die Bevölkerung ist der CSU-Politiker trotz der Plagiatsaffäre weiter der Lieblingspolitiker.
Der 39-Jährige will nach über acht Jahren in der Bundespolitik offenbar Memoiren über seine bisherige Laufbahn schreiben. Guttenberg kündigte an, „das eine oder andere in der Erinnerung“ aufzuschreiben. „Es sind eigene Gedanken, die ich aufschreiben werde“, sagte er ironisch mit Blick auf die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit. Sein Nachfolger Thomas de Maizière (CDU) zollte ihm Respekt. „Was Sie in Ihrer Amtszeit geleistet haben, das wird den letzten Eindruck überdauern.“ Er betonte: „Wir sollten alle nicht so tun, als seien wir ohne Fehl und Tadel.“
Zum höchsten militärischen Zeremoniell der Bundeswehr kamen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und hunderte weitere Gäste. Guttenberg suchte sich für seinen Abschied im Bendlerblock den Rock-Klassiker „Smoke on the Water“ von Deep Purple sowie die Märsche „Großer Kurfürst“ und „König Ludwig II“ aus. Mit dem Großen Zapfenstreich werden neben Verteidigungsministern auch Kanzler und Bundespräsidenten nach dem Ausscheiden geehrt. Viele Spitzenpolitiker blieben der Zeremonie aber fern, darunter Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bildungsministerin Annette Schavan (beide CDU).
Der CSU-Politiker war in der vergangenen Woche wegen der Affäre um übernommene fremde Texte in seiner Doktorarbeit, die er nicht gekennzeichnet hatte, von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Am Donnerstag übergab er die Amtsgeschäfte an den bisherigen Innenminister de Maizière. Guttenberg schied auch aus dem Bundestag aus, in den er 2002 erstmals gewählt wurde. Nun will er sich um das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen der Plagiatsaffäre kümmern.
Die Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Opposition wollten nicht an dem Zapfenstreich teilnehmen. Als häufigste Begründung wurden lange geplante Wahlkampftermine genannt. Auch Schavan und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verwiesen auf solche Verpflichtungen. Lammert war nach Angaben eines Sprechers bei einer länger geplanten Veranstaltung mit Soldaten in Bonn. Bei der Plagiatsaffäre waren Lammert und Schavan die schärfsten Guttenberg-Kritiker innerhalb der Union. Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) nahm am Zapfenstreich teil. Zuvor war dies wegen Wahlkampfterminen unklar.
Das Protokoll des Verteidigungsministeriums hatte erst am späten Mittwochnachmittag E-Mails an Lammert und die Führungen von SPD, Grünen und Linkspartei verschickt. Dies wurde mit „technischen Problemen“ begründet. In dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, wurden die Adressaten „für diese stillose Form“ der Einladung um Entschuldigung gebeten.