Hintergrund: Beste und schlimmste Entwicklungen

Berlin (dpa) - Unermüdlich kämpfen Dutzende Menschen in Japan darum, die Lage am Atomkraftwerk Fukushima Eins zu stabilisieren. Wie groß ihre Chancen sind, vermag kaum jemand zu sagen. Doch was wäre der beste, was der schlimmste Verlauf in den nächsten Tagen?

Berlin (dpa) - Unermüdlich kämpfen Dutzende Menschen in Japan darum, die Lage am Atomkraftwerk Fukushima Eins zu stabilisieren. Wie groß ihre Chancen sind, vermag kaum jemand zu sagen. Doch was wäre der beste, was der schlimmste Verlauf in den nächsten Tagen?

dpa hat Einschätzungen von Fachleuten zusammengefasst:

Best Case - eine Stabilisierung

Das Wunder gelingt: Das Zuführen von Wasser - mit Hubschraubern, Wasserwerfern, Pumpen - verlangsamt die seit Tagen ablaufende Reaktion der Brennstäbe in den vier am schlimmsten getroffenen Blöcken von Fukushima Eins. Die Lage wird stabilisiert, die Stromzufuhr funktioniert wieder. Immer mehr Gerät kann herbeigeschafft werden, Atom-Experten aus anderen Ländern tragen zur Stabilisierung bei. Es kommt in keinem der Blöcke zu einer umfassenden Kernschmelze. Bereits entstandenes Schmelzmaterial kommt auf dem Weg nach unten zum Stillstand. Wochenlange Kühlung mit Wasser verlangsamt den Prozess, bis über Folgelösungen - wie einen Betonsarkophag - nachgedacht werden kann. Der Wind bleibt ein Verbündeter. Er weht die ausströmenden radioaktiven Partikel an den meisten Tagen auf den Pazifik hinaus, wo sie vom Regen ins Meer gewaschen werden. Die 35 Millionen Menschen zählende Region um Tokio bleibt weitgehend verschont. Bis auf die bereits Betroffenen erleiden kaum mehr Menschen Strahlenschäden. Auch die Ackerflächen des Landes bleiben von radioaktiven Niederschlägen weitgehend verschont. Nur eine Zone im Umkreis von einigen Kilometern um Fukushima bleibt jahrzehntelang Sperrgebiet.

Worst Case - Fallout über Tokio

Die Kühlversuche an einzelnen Blöcken von Fukushima Eins schlagen fehl. Die Situation gerät außer Kontrolle. Die Strahlung am Werk steigt auf so hohe Werte, dass keine direkten Eingriffe mehr möglich sind. Im Dominoeffekt kommt es in den Blöcken zu massiver Kernschmelze, große Mengen radioaktives Material werden freigesetzt. Der Wind, der auf Tokio zudreht, bringt die furchtbare Fracht binnen weniger Stunden in die Metropole, wo auch noch Regen das Material in die Straßen wäscht. Eine Evakuierung ist angesichts der Masse an Menschen nicht möglich, Tausende erleiden - zumindest langfristig - Strahlenschäden. In Fukushima frisst sich das heiße Material bis in den Boden und verseucht das Grundwasser - oder es trifft auf das Wasser der Rettungsaktionen, mit einer gewaltigen Explosion als Folge. Sie schleudert radioaktives Material hoch in die Atmosphäre. Eine „radioaktive Wolke“ treibt um die Erde. Und es kommt noch ein weiteres schlimmes Problem auf die Welt zu: Große Mengen radioaktives Material gelangen in den globalen Wasserkreislauf, mit kaum absehbaren Folgen.