Hintergrund: Die Bundeswehr und ihre Reformen

Berlin (dpa) - Seit der deutschen Einheit und der Verschmelzung der Armeen hat die Bundeswehr tiefgreifende Reformen und Umwälzungen durchlaufen. Gründe für die kontinuierliche Verkleinerung der Streitkräfte waren oft auch zu hohe Personalkosten und Sparzwänge der Bundesregierung.

Ein Überblick:

1990: Die Nationale Volksarmee der DDR wird in die Bundeswehr integriert. Die Bundeswehr hat zu dem Zeitpunkt 585 000, die NVA 90 000 Mann. Es wird eine Reduzierung der Truppe bis 1994 auf insgesamt 370 000 Soldaten beschlossen. Der Grundwehrdienst wird von 15 auf 12 Monate gekürzt.

1994: Das Bundesverfassungsgericht entscheidet, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr in UN-Missionen verfassungskonform sind. Im Grundgesetz bleibt aber verankert, dass die deutschen Streitkräfte zur Landesverteidigung aufgestellt sind.

1996: Der Grundwehrdienst wird von zwölf auf zehn Monate verkürzt.

1998: Deutschland beteiligt sich am Nato-Einsatz im Kosovo. Die Truppe wird von 370 000 auf 335 000 Mann reduziert.

2000: Altbundespräsident Richard von Weizsäcker legt Vorschläge für die geplante bis dahin größte Bundeswehrreform vor: Die Streitkräfte sollen auf Kriseneinsätze der UN, Nato, EU und OSZE ausgerichtet werden. Die Truppe soll auf rund 250 000 Mann verkleinert werden. Beginn des Wandels der Bundeswehr zur „Armee im Einsatz“.

2001: Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs können erstmals in der Bundeswehr auch Frauen den Dienst an der Waffe leisten und freiwillig in die Truppe eintreten. Der Bundestag stimmt der Beteiligung deutscher Soldaten am Afghanistan-Einsatz zu.

2002: Der Wehrdienst wird erneut verkürzt - auf neun Monate. Mit einer Strukturreform werden die Soldaten in Eingreifkräfte (35 000), Stabilisierungskräfte (70 000) und Unterstützungskräfte (knapp 150 000) eingeteilt.

2003: Zur Hauptaufgabe der Bundeswehr werden internationale Kriseneinsätze und der Kampf gegen den Terror erklärt.

2004: Mit einem neuen Stationierungskonzept soll die Reduzierung der Truppe auf 250 000 Soldaten umgesetzt werden. 100 der 500 Bundeswehrstandorte werden aufgelöst.

2010: Die Bundeswehr soll bis 2014 mehr als acht Milliarden Euro sparen. Es wird eine weitere Verkleinerung auf bis zu 185 000 Soldaten vorgeschlagen. Die Wehrpflicht wird in einem historischen Beschluss ausgesetzt. Der Wandel zur Berufsarmee beginnt.