Hintergrund: Einheiten und bewaffnete Gruppen in der Ukraine
Slawjansk (dpa) - Mit dem sogenannten „Anti-Terror-Einsatz“ will die ukrainische Regierung den Osten des Landes von prorussischen Aktivisten räumen. Daran sollen sich verschiedene Einheiten beteiligen.
Aber auch militante Separatisten treten vermummt und bewaffnet auf, es kommt zu Szenen wie in einem Bürgerkrieg. Die dpa gibt einen Überblick über die wichtigsten Gruppen.
NATIONALGARDE: Noch im Aufbau ist die Nationalgarde, die einmal bis zu 60 000 Mann umfassen soll. Die Truppe erweitert die 33 000 Mitglieder umfassenden Einheiten des Innenministeriums. Sie wird bei Demonstrationen sowie beim Grenzschutz und bei der Bewachung strategischer Objekte wie Atomkraftwerken eingesetzt. Die Einheiten sollen auch als Auffangbecken für Aktivisten der Proteste auf dem Maidan in Kiew dienen. In der Ostukraine nimmt die Nationalgarde an dem „Anti-Terror-Einsatz“ teil. Bei der versuchten Stürmung einer ihrer Kasernen in der Hafenstadt Mariupol durch prorussische Aktivisten waren mehrere Angreifer getötet und verletzt worden.
RECHTER SEKTOR: Der militante Arm der prowestlichen Protestbewegung in Kiew hat sich offiziell in eine Partei umgewandelt. Parteiführer und Präsidentschaftskandidat Dmitri Jarosch versicherte, die Mitglieder hätten alle illegalen Waffen abgegeben. Kampfwillige würden sich legalen Einheiten wie der Nationalgarde anschließen. Hingegen behaupten prorussische Aktivisten und Moskauer Staatsmedien, der Rechte Sektor sei am „Anti-Terror-Einsatz“ beteiligt. Zu dem Bündnis hatten sich ultrarechte und neofaschistische Gruppen wie Patriot Ukrainy (Patriot der Ukraine) und Trisub (Dreizack) zusammengeschlossen. Es soll mehrere Tausend Mitglieder geben.
SPEZIALBATAILLONE: In einzelnen Landesteilen gründen sich regionale Sondereinheiten der Miliz zum „Schutz der öffentlichen Ordnung“. Jedes Gebiet legt selbst fest, wie diese aussehen sollen. Die Altersgrenze liegt bei höchstens 45 Jahren. Aufgenommen wird nur, wer eine militärische Ausbildung vorweisen kann. Für Kiew sind etwa zwei Bataillone aus Freiwilligen mit insgesamt 400 Männern und Frauen vorgesehen. Bisher wurden allerdings erst 50 aufgenommen. In Dnjepropetrowsk liegt die geplante Stärke hingegen bei 1000 bis 1200 Mann. Anreiz ist das vergleichsweise hohe Gehalt von umgerechnet 980 Euro pro Monat. Der Durchschnittslohn liegt bei etwa 219 Euro.
PRORUSSISCHE MILIZEN: Schwer bewaffnete „Selbstverteidigungskräfte“ halten in vielen ostukrainischen Städten Verwaltungsgebäude besetzt. Ihre prorussische Haltung zeigen die Maskierten mit orange-schwarzen Georgsbändern, einem wichtigen patriotischen Symbol. Mit modernen Waffen ausgerüstet, kontrollieren Uniformierte die Großstadt Slawjansk. Dort hält die „Volksmiliz“ mehrere Militärbeobachter auch aus Deutschland fest. Der selbst ernannte Bürgermeister Wjatscheslaw Ponomarjow spricht von etwa 2500 Kämpfern, darunter Freiwillige aus Russland und von der Krim. Die Einheiten treten auch als „Armee des Südostens“ auf.