Hintergrund: Gaddafis verlorener Kampf um die Macht

Berlin (dpa) - Vor wenigen Monaten war Muammar al-Gaddafi noch der unumschränkte Herrscher Libyens. Dann formierte sich der Widerstand gegen den Diktator, die Proteste wurden zum Bürgerkrieg. Gaddafis Ende kam mit dem Fall seiner letzten Bastion.

15. Februar: Die Proteste aus Tunesien und Ägypten schwappen auf Libyen über. Bei Zusammenstößen in Bengasi zwischen Aufständischen und Gaddafi-Anhängern gibt es viele Verletzte. Blutige Kämpfe folgen.

25. Februar: Es sind keine Regierungstruppen mehr in Bengasi; die Stadt wird zur Rebellen-Hochburg. Die USA verhängen Sanktionen.

27. Februar: Vermutlich Tausende Menschen sind tot oder verletzt. Ein Teil der Aufständischen gründet den libyschen Nationalrat in Bengasi. Die Kämpfe gehen weiter.

2. März: Luftangriffe der Gaddafi-Truppen auf Rebellengebiete im Osten, der libysche Nationalrat fordert eine Flugverbotszone.

17. März: Der UN-Sicherheitsrat billigt eine Flugverbotszone ohne Einsatz von Besatzungstruppen. Deutschland enthält sich. Gaddafi droht mit einem Blutbad.

18. März: Gaddafis Regime kündigt einen Waffenstillstand an. Doch die Aufständischen beklagen weitere Angriffe.

19. März: Das Flugverbot wird mit militärischer Gewalt durchgesetzt, erste Kampfflugzeuge der Verbündeten über Bengasi.

21. August: Gaddafi ruft zum „Kampf bis zum letzten Blutstropfen“ auf. Nach schweren Gefechten um Tripolis feiern Hunderte bereits am Grünen Platz den Sturz des Diktators, Gaddafi bleibt verschwunden.

24. August: Weitere Gefechte in Tripolis und anderen Orten. Die Übergangsregierung legt einen Zeitplan für das Libyen nach Gaddafi vor und kündigt Wahlen binnen acht Monaten an.

25. August: Die ersten Minister des Übergangsrats ziehen unter dem Jubel der Menschen in Tripolis ein. Eine Spezialeinheit der britischen Armee sucht nach Gaddafi und dessen Söhnen.

29. August: Die Familie Gaddafis flüchtet nach Algerien. Seine Frau Safija, die Söhne Hannibal und Mohammed sowie die Tochter Aischa treffen dort ein.

8. September: Gaddafi dementiert Berichte über seine Flucht ins Nachbarland Niger. In einem libyschen Militärkonvoi fliehen aber hochgestellte Vertreter des Regimes über die Grenze. Am 12. September setzt sich auch Gaddafis Sohn Al-Saadi nach Niger ab.

13. September: Libyen soll ein gemäßigter islamischer Rechtsstaat werden, verspricht der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, vor Anhängern in Tripolis. Vorbild sei die Türkei.

15. September: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premier David Cameron werden beim ersten Besuch westlicher Staatsmänner in Tripolis begeistert gefeiert. Die beiden Politiker waren die treibende Kraft hinter dem Militäreinsatz der Nato.

16. September: Die UN-Vollversammlung spricht Gaddafis Gegnern den libyschen UN-Sitz zu. Derweil blasen die Rebellen zum Angriff auf die letzten verbliebenen Hochburgen des Ex-Diktators.

22. September: Mit der Einnahme mehrerer Wüstenoasen kappen die Truppen des Übergangsrates mögliche Fluchtwege Gaddafis und seiner Getreuen durch die Sahara in ein Exil im afrikanischen Ausland.

28. September: Gaddafi soll nahe der Oasenstadt Gadames im Grenzdreieck zwischen Libyen, Tunesien und Algerien sein, bleibt aber auf der Flucht. In einer Botschaft, die ein syrischer TV-Sender veröffentlicht, erklärt Gaddafi, er wolle als „Märtyrer“ sterben.

17. Oktober: Milizen des Übergangsrates nehmen die Stadt Bani Walid ein. Damit kontrollieren Kämpfer Gaddafis nur noch Teile seiner Geburtsstadt Sirte. Der Häuserkampf bis zum Ende Gaddafis beginnt.

20. Oktober: Die letzten Stellungen in Sirte werden eingenommen.