Hintergrund: Irlands Schuldenproblem
Berlin (dpa) - Anfang dieses Jahrzehnts hatte sich das einst bitterarme Irland zum „keltischen Tiger“ gewandelt. Mit Steuergeschenken hatte die Regierung Investoren vor allem aus den USA angelockt.
Dank günstiger Körperschaftssteuern verlegten Google, Apple und Facebook sowie zahlreiche Banken ihre Europa-Zentralen nach Irland. Die grüne Insel schien den Wandel vom Agrarstaat zum Dienstleistungsstandort gemeistert zu haben. Auch in puncto Staatsfinanzen präsentierte sich das Land lange als Musterschüler.
Doch die weltweite Finanzkrise erfasste 2008 auch die irische Wirtschaft. Die Häuserpreise sanken drastisch, eine Immobilienkrise brach über die Banken herein, die allzu leichtfertig Kredite ausgegeben hatten. Der Staat musste mit Milliardenspritzen und Staatsgarantien helfen. Vor allem die Anglo Irish Bank brauchte immer mehr Geld und musste praktisch verstaatlicht werden. Für eine kleine Volkswirtschaft wie Irland war diese finanzielle Last kaum zu schultern. Die Staatsverschuldung wuchs deutlich an. Die irische Regierung reagierte mit Steuererhöhungen und heftigen Sparmaßnahmen.
Das kleine Land ächzt unter einem Schuldenberg von 148 Milliarden Euro (2010) - das klingt wenig im Vergleich zu Italiens 1,84 Billionen, macht aber 96,2 Prozent des irischen Bruttoinlandsproduktes aus. Erlaubt sind nach den Spielregeln der Währungsunion allenfalls 60 Prozent. In die Währungsunion war Irland mit 48,5 Prozent gestartet; dank kontinuierlicher Haushaltsüberschüsse konnte der Schuldenstand bis 2007 sogar auf 25 Prozent vom BIP abgebaut werden - bis sich die Folgen des Finanzdebakels dramatisch in den irischen Staatsfinanzen bemerkbar machten.
Die Investoren verloren das Vertrauen, die Risikoaufschläge für irische Staatsanleihen wuchsen. Für das Land wurde es immer teurer, an neues Geld zu kommen. Um den Staat vor dem Kollaps zu bewahren, schlüpfte Irland Ende November 2010 unter den Rettungsschirm der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds. EU und IWF sagten finanzielle Hilfe in Höhe von 85 Milliarden Euro zu.