Hintergrund: Israels umstrittene Häuserzerstörungen
Jerusalem (dpa) - Nach einer Serie palästinensischer Anschläge will Israel als Abschreckungsmaßnahme wieder vermehrt Häuser zerstören, in denen die Familien der Attentäter wohnen. Diese Politik ist sehr umstritten, auch in Israel selbst.
2005 war diese Vorgehensweise zunächst abgeschafft worden, weil sie nach einer Bilanz der israelischen Armee nicht effektiv war.
Nach Anschlägen arabischer Einwohner Ost-Jerusalems 2008 wurde sie jedoch vom damaligen Ministerpräsidenten Ehud Olmert wieder eingeführt. Potenzielle Attentäter sollen damit abgeschreckt werden, weil sie wissen, welch hohen Preis ihre Familie zahlen muss.
Von Menschenrechtsorganisationen wird diese Kollektivstrafe als Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht eingestuft. Israels höchstes Gericht hat Häuserzerstörungen jedoch immer wieder erlaubt und Klagen dagegen zurückgewiesen. In Ost-Jerusalem und im Westjordanland wurden auch häufig Häuser zerstört, die von Palästinensern ohne israelische Genehmigung errichtet worden waren.
Nach Angaben des Israelischen Komitees gegen Häuserzerstörungen (ICAHD) sind seit Beginn der israelischen Besatzung rund 25 000 Häuser in Ost-Jerusalem und den Palästinensergebieten zerstört worden. In einem halben Jahrhundert sind dabei nach Schätzungen der Organisation, deren israelische Mitarbeiter häufig beim Aufbau zerstörter Häuser mithalfen, mindestens 160 000 Menschen obdachlos geworden.
Menschenrechtler warnen, Häuserzerstörungen könnten zu einer weiteren Radikalisierung in der Region beitragen. Insbesondere für Kinder sei es sehr traumatisch, die Zerstörung des Elternhauses mitzuerleben.