Hintergrund: Italien will Tunesien helfen - aber wie?
Rom (dpa) - Tausende Tunesier sind in den vergangenen Tagen aus ihrem unruhigen Land nach Süditalien geflohen. Das Flüchtlingsdrama auf der winzigen Insel Lampedusa südlich von Sizilien weckt in Italien Erinnerungen an die Massenflucht von Albanern über die Adria in den 90er Jahren.
Damals kamen Albaner auf rostigen, restlos überfüllten Schiffen an der italienischen Küste an, auf der Flucht vor den hoffnungslosen Zuständen in ihrer Heimat nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur. Um die Flüchtlingsströme zu stoppen, wurde Italien von 1991 bis 1993 und 1997 in der „Operazione Pellicano“ (Operation Pelikan) gleich zweimal aktiv. Italienisches Militär schlug seine Zelte in Albanien auf, um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern und eine weitere Massenflucht nach Italien zu verhindern.
Jetzt hat der italienische Innenminister Roberto Maroni von der ausländerfeindlichen Regierungspartei „Lega Nord“ der tunesischen Regierung nach diesem Modell Hilfe angeboten. Die italienische Regierung wolle der tunesischen Polizei helfen durch die „Entsendung von italienischen Einsatzkräften, die die Küsten kontrollieren können“, erklärte Maroni. „In Tunesien existiert heute kein Sicherheitssystem mehr und wir sind daher bereit, zu helfen mit Mitteln, Motorbooten und Fahrzeugen“. Das Angebot wurde von Tunis kategorisch abgelehnt.
Hintergrund des Stroms von Migranten aus Tunesien ist der nach dem Sturz von Präsident Zine el Abidine Ben Ali vernachlässigte Grenzschutz im Land. Zahlreiche Menschen, vor allem Arbeitslose, sehen nun die Chance, in Europa ihr Glück zu suchen.