Hintergrund: Japans Atomenergie auf dem Rückzug

Berlin (dpa) - Bei der Energieversorgung hat Japan wie kaum ein anderes Land auf die Kernkraft gesetzt. Bis zur Atomkatastrophe in Fukushima deckten 54 Atommeiler ein Drittel des Strombedarfs in dem Inselstaat.

Mittlerweile sind nur noch drei Kraftwerke in Betrieb, weil die meisten Anlagen wegen Inspektionen oder endgültig stillgelegt wurden.

Japans Regierung will die Abhängigkeit von der Kernenergie mittel- und langfristig „so weit wie möglich“ reduzieren, so ein „Weißbuch“ vom Oktober 2011. Alte Pläne, bis 2017 mehr als 40 Prozent und bis 2030 sogar etwa 50 Prozent des Stroms mit Kernkraft herzustellen, sind damit vom Tisch.

Im internationalen Vergleich rangierte Japan bis zum Fukushima-GAU auf Platz drei der Kernkraft-Nationen. Nur die USA (104) und Frankreich (58) hatten mehr Atomkraftwerke am Netz. Dabei deckten die USA so allerdings nur 20 Prozent des Strombedarfs. Frankreich war und ist internationaler Spitzenreiter mit etwa 75 Prozent. Das kleine Belgien (7 Reaktorblöcke) kommt auf immerhin gut 50 Prozent.

Die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt hat kaum eigene Rohstoffe und wollte in der Energieversorgung unabhängig sein. Das waren die wichtigsten Gründe für den Ausbau der Atomenergie. In den vergangenen Jahren lieferte der Klimaschutz ein zusätzliches Argument, weil Kernkraftwerke kaum Treibhausgase freisetzen. Der erste kommerzielle Reaktor ging 1966 ans Netz. Mit der ersten Ölkrise im Jahr 1973 erhielt der Ausbau der Kernkraft nationalen Vorrang.

Die Versorgung mit dem nötigen Brennstoff sicherte Japan sich durch Verträge und Beteiligungen an Uranbergwerken unter anderem in Australien, Kanada, Kasachstan und Usbekistan.