Kauder besorgt über EZB-Geldschwemme
Berlin (dpa) - Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitet Unionsfraktionschef Volker Kauder Sorge. Kauder sagte der „WirtschaftsWoche“, er sehe die Ausgabe von über einer Billion Euro an Banken mit „gemischten Gefühlen“.
Sobald der dauerhafte Euro-Rettungsfonds ESM im Laufe des Jahres in Kraft getreten sei, sollte die EZB ihre Liquiditätshilfen und zinsgünstigen Kredite an die Banken reduzieren, um das Inflationsrisiko wieder zu verringern.
„Ich hoffe, die EZB erkennt ihre Grenzen und sammelt das Geld später auch wieder zügig ein. Wenn der ESM arbeitsfähig ist, werden viele EZB-Maßnahmen nicht mehr nötig sein“, sagte Kauder. „Dann kann und muss sich die EZB wieder auf ihre Aufgabe als geldpolitischer Stabilitätsanker konzentrieren.“ Die Gefahr, dass die Eurozone in eine Inflation rutscht, sieht Kauder allerdings nicht. „Wenn sich die Euro- und Bankenkrise entspannt, dürfte die EZB die Geldmenge wieder kontrolliert zurücknehmen. Inflationstreiber sind für mich eher Energie und Rohstoffe.“
Im Kampf gegen eine Kreditklemme hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte Ende Februar erneut mit extrem billigem Geld geflutet. Die von der Schuldenkrise gebeutelten Banken liehen sich die Rekordsumme von 529,5 Milliarden Euro für den außergewöhnlich langen Zeitraum von bis zu drei Jahren. Beim ersten Geschäft dieser Art kurz vor Weihnachten hatten sich Geschäftsbanken 489,2 Milliarden Euro für drei Jahre von der Zentralbank geborgt. Beide Geschäfte wurden zum Festzins von 1,0 Prozent abgewickelt.
Die Währungshüter wollen damit das Misstrauen der Banken untereinander mit einer sicheren Geldspritze aus der Welt schaffen. Statt sich gegenseitig Geld zu leihen, wenden sich die Banken an die EZB. Die Sorge ist, dass ihnen die flüssigen Mittel ausgehen und sie den Kredithahn zudrehen könnten. Das würde die ohnehin schwächelnde Konjunktur abwürgen.