Hintergrund: Kieler „U-Boot“ half schon bei Air-France-Wrack-Suche
Kiel (dpa) - Sollte der Absturzort von MH370 ziemlich verlässlich lokalisiert sein, könnte „Abyss“ zum Zug kommen. Das unbemannte kleine Forschungs-U-Boot aus Kiel war schon einmal fündig geworden: 2011 bei der Suche nach dem Wrack des Air-France-Airbus im Atlantik.
Weltweit gibt es zurzeit nur zwei einsatzfähige unbemannte zivile Mini-U-Boote, die bis 6000 Meter tief tauchen können. Eins ist beheimatet in den USA, das andere in Kiel am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. „Abyss“ aus Kiel gehörte bereits zu dem Suchteam, das 2011 Überreste des 2009 vor Brasiliens Küste abgestürzten Air-France-Airbus auf dem Meeresboden entdeckte.
„Damals war aber das Suchgebiet im Vergleich zum Suchgebiet im Indischen Ozean für MH370 deutlich kleiner“, erläuterte Geomar- Pressesprecher Andreas Villwock am Montag. „Je genauer sich das Areal eingrenzen lässt, desto größer sind die Erfolgsaussichten - aber noch gibt es keine Anfrage.“
Theoretisch ist die Suche ein dreistufiges Verfahren. Zunächst müsste es entweder Signale der Blackbox zur ungefähren Ortung geben oder es müssten Wrackteile gefunden werden, über die sich der Absturzort in etwa berechnen ließe. Dann könnte „Abyss“ den Meeresboden mit Sonartechnik abscannen. „Finden sich Auffälligkeiten auf dem Grund, könnte dann als Drittes ein Meeresroboter - zum Beispiel „Kiel 6000“ - zum Einsatz kommen, der Kameras hat und dessen Fangarme ferngesteuert per Joystick Wrackteile vom Meeresgrund holen könnten“, sagt Villwock.
Die in den USA gebaute „Abyss“ kostet bis zu zwei Millionen Euro. Das U-Boot, erstmals 2008 für Forschungszwecke im Einsatz, ist vier Meter lang und hat einen Durchmesser von 66 Zentimetern. Es wiegt 880 Kilogramm und ist im Wasser etwa sechs Kilometer pro Stunde schnell. Zur Ausstattung der „gelben Zigarre“ gehören ein Seitensichtsonar und ein Fächerecholot. „Abyss“ kann Metall von Sand und Stein unterscheiden und mit einer Kamera ausgestattet werden. „Wir haben in bis zu 4000 Metern Tiefe vom Ai-France-Wrack recht gute Aufnahmen machen können, unter anderem vom Fahrwerk“, sagte Villwock.
„Abyss“ kann pro Tag bis 30 Quadratkilometer Meeresboden abscannen. Das elektrisch angetriebene Mini-U-Boot wird, bevor zu Wasser gelassen wird, programmiert. Es fährt völlig selbstständig und sendet lediglich Basisdaten etwa zu Wassertiefe, Batteriezustand und Position. Die Reichweite beträgt etwa 100 Kilometer. Nach etwa 20 Stunden muss „Abyss“ an die Oberfläche. Dort werden die gesammelten Daten ausgelesen und die Batterien aufgeladen oder ausgetauscht.
Eigentlich ist „Abyss“ ab Sommer für 15 Monate für Forschungsprojekte gebucht. „Falls es nachgefragt werden sollte für die Suche nach MH370, werden wir aber alles möglich machen, das Fahrzeug dafür einsetzen zu können“, sagte Villwock.