Hintergrund: Massaker beeinflussen politische Entwicklungen
Berlin (dpa) - Das Massaker von Al-Hula war die bisher schlimmste Gräueltat im syrischen Bürgerkrieg. Massaker haben in der Geschichte schon oft die politische Entwicklung beeinflusst.
Sharpeville: Südafrikanische Polizisten schießen am 21. März 1960 in Sharpeville auf Demonstranten, die gegen die Apartheidpolitik protestieren. Dabei werden 69 Schwarze - darunter Frauen und Kinder - getötet und mehr als 180 verletzt. Das Massaker löst in Südafrika heftige Unruhen aus. Die Regierung ruft den Notstand aus und lässt tausende Menschen festnehmen. Der UN-Sicherheitsrat verurteilt das Verbrechen in einer Resolution scharf. Südafrika tritt aus dem Commonwealth aus.
My Lai: US-Soldaten greifen am 16. März 1968 das Dorf Son Mai im Hochland von Vietnam an. Sie erschießen 504 Frauen, Männer und Kinder. Das Massaker wird zunächst mehr als ein Jahr vertuscht. Nach der Enthüllung durch den amerikanischen Journalisten Seymour Hersh gibt es weltweit Proteste. In den USA kippt die öffentliche Meinung zum Vietnamkrieg. „My Lai“ wird zum Symbol für die schmutzige Seite des Krieges.
Bloody Sunday: Am 30. Januar 1972 erschießt das britische Militär 14 unbewaffnete Demonstranten im nordirischen Derry. Das Massaker führt zur Verschärfung und schließlich zur Eskalation des Nordirland-Konflikts zwischen protestantischen Unionisten und katholischen Republikanern, die für eine Loslösung von Großbritannien und die Wiedervereinigung mit der Republik Irland eintreten.
Sabra und Schatila: Christliche Milizionäre im Libanon massakrieren zwischen dem 16. und 18. September 1982 muslimische Flüchtlinge in den Palästinenserlagern Sabra und Schatila im Süden Beiruts. Unter den Augen israelischer Militärs werden auch Frauen und Kinder ermordet. Nach ungenauen Schätzungen sterben zwischen 1000 und 3000 Menschen. Die vor Ort stationierten israelischen Soldaten schreiten nicht ein, was weltweit Empörung auslöst. Verteidigungsminister Ariel Sharon tritt zurück.
Srebrenica: Serbische Soldaten erschießen bis zu 8000 muslimische Jungen und Männer aus der bosnischen Stadt Srebrenica. Die Hinrichtungen beeinflussen maßgeblich die Politik der internationalen Gemeinschaft während des Bosnien-Krieges. Die Massenerschießungen gelten als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die früheren serbischen Machthaber Slobodan Milosevic und Radovan Karadzic sowie Militärchef Ratko Mladic müssen sich unter anderem wegen Srebrenica vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verantworten. Milosevic stirbt noch vor dem Prozessende.