Hintergrund. Rechtsextremismus in Norwegen
Berlin (dpa) - Rechtsextremismus spielte in Norwegen bislang keine große Rolle. Die Regierung in Oslo verfolgt eine liberale Politik, die Bevölkerung ist recht homogen. Mehr als 90 Prozent der Einwohner sind Norweger.
Meldungen über Angriffe auf Ausländer oder ausländisch aussehende Menschen gab es lange Zeit kaum bis gar nicht. Der erste Mord aus offensichtlich rassistischen und rechtsextremistischen Motiven schockierte die Öffentlichkeit im Januar 2001. Damals wurde ein 15 Jahre alter Jugendlicher wegen seiner dunklen Hautfarbe erstochen. Die Täter gehörten zum Umfeld der Nazi-Gruppen „Vigrid“ und „Boot Boys“. Ministerpräsident Jens Stoltenberg sprach von einer „Zeitenwende“ für sein Land.
Damals wurden der Neonazi-Szene etwa 150 aktive Mitglieder zugerechnet. Bis heute geht man von einer relativ kleinen Zahl Rechtsradikaler aus. Als deutlich aktiver und brutaler galt lange die Szene im Nachbarland Schweden.
Politisch spielt die rechtspopulistische Fortschrittspartei eine Rolle. Bei der Wahl im September 2009 wurde sie erneut zweitstärkste Kraft im Parlament von Oslo, den Sprung in die Regierung hat sie bislang allerdings nicht geschafft. Ihre Parolen gegen Zuwanderer und eine angeblich „schleichende Islamisierung“ Norwegens kommen offensichtlich bei vielen Einwohnern an, als rechtsradikal gilt die Partei aber nicht.