Hintergrund: Schnellumfragen nach TV-Debatten
Washington (dpa) - Schnellumfragen nach Wahlkampf-Rededuellen sind bei den meisten großen US-Fernsehsendern gang und gäbe. Kaum haben die Kandidaten ihr Schlusswort abgegeben, da kommen die „breaking news“ über das Urteil von Zuhörern.
Bei den letzten Schnellumfragen waren es zwischen 400 und 500 Wahlberechtigte, die im Auftrag der Sender befragt wurden. Damit gilt das Umfrageergebnis als weniger repräsentativ als die regelmäßigen Erhebungen im Laufe von Wahlkämpfen.
Beim zweiten TV-Duell in der Nacht zum Mittwoch hat US-Präsident Barack Obama laut einer nicht repräsentativen Schnellumfrage deutlich besser abgeschnitten. In der vom Sender CNN in Auftrag gegebenen Umfrage sagten 46 Prozent der befragten Wähler, der Amtsinhaber habe die TV-Debatte gewonnen. 39 Prozent sahen den Republikaner Mitt Romney vorn. Die Autoren der Erhebung betonten allerdings, dass die Differenz von sieben Punkten im Fehlerbereich der Umfrage liege. Nach der ersten Debatte hatte Obama deutlich abgeschlagen hinter Romney gelegen.
Es gibt verschiedene Methoden bei Schnellumfragen. „Einige sind seriös, andere taugen überhaupt nichts“, erläutert Professor Michael Traugott, Experte für Meinungsforschung an der Universität von Michigan. So hält er absolut nichts davon, wenn Zuhörer ohne vorherige Auswahl pauschal dazu aufgerufen werden, ihr Urteil mit einem Mausklick am Computer abzugeben. „Da gibt es beim besten Willen keine Gewähr, dass das auch nur im entferntesten die Meinung der Mehrheit widerspiegelt“, sagt Traugott.
Wenn jedoch etwa CNN oder CBS News, die herausragenden Sender bei Schnellumfragen, ihre Ergebnisse veröffentlichen, hat das ein anderes Gewicht. CNN beispielsweise wendet sich an registrierte Wähler, die schon vorher einmal bei Umfragen angesprochen wurden und geantwortet haben. Das ermögliche eine Auswahl, die zumindest in einem gewissen Maß repräsentativ sei, sagt Scott Keeter, Direktor für Umfrageforschung am renommierten Meinungsforschungsinstitut Pew.
CBS wendet nach seinen Angaben ein anderes Verfahren an. Der Sender spricht demnach gezielt Wähler an, die noch unentschieden sind oder andeuten, dass sie offen für eine Meinungsänderung sind. Die Umfrage sei damit stärker auf mögliche Verschiebungen angelegt.
Daneben gibt es die „Dial Groups“, Fokus-Gruppen, die von den Sendern zusammengestellt werden und während einer Debatte per Knopfdruck ihre Zustimmung oder auch ihr Missfallen über Äußerungen ausdrücken. Keeter findet das besonders interessant, weil das Aufschluss über Reaktionen auf spezielle Aussagen oder Verhaltensweisen gibt.