Hongkong und Shanghai beginnen Kooperation
Peking (dpa) - Die Börsen in Hongkong und Shanghai beginnen nächste Woche eine enge Kooperation, die den bislang stark abgeschotteten chinesischen Aktienmarkt für ausländische Anleger öffnen wird.
In einer Mitteilung während des Asien-Pazifik-Gipfels (Apec) in Peking teilten beide Aufsichtsbehörden am Montag mit, dass die Zusammenarbeit am 17. November aufgenommen werde.
Mit der Öffnung des Aktienmarktes in China wird es Anlegern in Hongkong und Shanghai ermöglicht, jeweils an der anderen Börse gelistete Papiere zu handeln. Aktien im Gesamtvolumen von täglich bis zu 23,5 Milliarden Yuan (2,8 Mrd Euro) sollen nach Schätzungen dann grenzüberschreitend gehandelt werden können.
Die Ankündigung der Kooperation folgte auf ein Treffen des Hongkonger Regierungschef Leung Chun-ying mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Vortag während des Treffens der Wirtschaftsführer der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec), deren Staats- und Regierungschefs am Montag zusammenkommen.
Regierungschef Leung begrüßte die Entscheidung als wichtigen Schritt zur Stärkung von Hongkong als internationalem Finanzzentrum. Hongkongs entwickelter Finanzmarkt könne zu den Wirtschaftsreformen auf dem chinesischen Festland beitragen, sagte Leung am Montag laut Mitteilung. „Hongkong wird durch die Entscheidung eine Schlüsselrolle bei den weiteren Reformen in China bekommen“, hatte Leung am Vortag vor Apec-Wirtschaftsführern gesagt.
China will Shanghai als globales Finanzzentrum aufbauen und hat dafür eine Freihandelszone in der Hafenmetropole entwickelt, wo mit einer weiteren Öffnung experimentiert wird. Hongkong stärkt mit der Kooperation seine Position als Tor zu China.
Anleger dürfen künftig in Hongkong an der Shanghaier Börse notierte Aktien im Umfang von 13 Milliarden Yuan täglich handeln. Umgekehrt können Investoren über die Börse Shanghai dann Hongkong-Aktien im Umfang von 10,5 Milliarden Yuan kaufen und verkaufen.
Der Start der Kooperation war ursprünglich im Oktober erwartet worden, aber offensichtlich wegen der wochenlangen Demonstrationen für mehr Demokratie in der früheren britischen Kronkolonie verschoben worden. Seit der Rückgabe an China 1997 wird die asiatische Finanzmetropole Hongkong heute autonom als chinesische Sonderverwaltungsregion in einem eigenen Territorium regiert.
Experten erwarten, dass die Kooperation in der Zukunft auch auf die Börse in der südchinesischen Metropole Shenzhen ausgeweitet werden könnte. Die Nachricht von der künftigen Zusammenarbeit beflügelte am Montag die Börsen in Hongkong und Shanghai.
Die Wirtschaftsreformen in Shanghai waren mehrfach von chinesischen Politikern als Pilotprojekte für den Rest des Landes gepriesen worden. Peking möchte schrittweise die politischen Einflüsse auf die Wirtschaft zurückfahren und Marktkräften mehr Freiräume einräumen.
Das Wachstum in China hat sich nach Jahren zweistelliger Zuwachsraten verlangsamt und erreichte im dritten Quartal ein Plus von 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es liegt damit leicht unter dem Ziel der Regierung, die für dieses Jahr einen Zuwachs von 7,5 Prozent anstrebt. Die Inflation in China war im Oktober den zweiten Monat in Folge auf dem tiefsten Stand seit fast fünf Jahren geblieben. Der geringe Inflationsdruck gibt der Regierung neuen Spielraum, das Wachstum mit Konjunkturspritzen zu stützen.