Islamismus: Heterogene Bewegung mit Gewaltpotenzial
Berlin/Frankfurt/Main (dpa) - Als Islamismus bezeichnet man eine politische und zumeist sozialrevolutionäre Bewegung, die nur von einer Minderheit der Muslime getragen wird.
Der Islamismus besteht aus sehr heterogenen Strömungen. Viele seiner Anhänger fordern unter Berufung auf den Ur-Islam des 7. Jahrhunderts die Wiederherstellung einer „islamischen Ordnung“ und sehen sie als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform an.
Zur islamistischen Strömung gehört der Salafismus. Diese religiöse und politische Bewegung orientiert sich an einem idealisierten Bild der Frühzeit des Islam. Das arabische Wort „Salaf“ steht dabei für Ahnen und Vorfahren. Viele Salafisten tragen lange Bärte, weite Gewänder und Kopfbedeckungen. Frauen, die kein Kopftuch tragen, begehen nach Überzeugung von Salafisten eine schwere Sünde.
In Deutschland stehen Teile der Salafisten-Bewegung im Verdacht, ein Sammelbecken für gewaltbereiten Islamismus zu sein und Verbindungen zu Terrornetzwerken zu pflegen. Nach dem jüngsten Verfassungsschutzbericht üben viele salafistische Einrichtungen vor allem auf junge Muslime Anziehungskraft aus. Das Gedankengut könne eine Radikalisierung fördern.
Militante Islamisten glauben, dass sie dazu legitimiert sind, die „islamische Ordnung“ aus der Frühzeit der Religion mit Gewalt durchzusetzen. Sie beziehen sich dabei auf die im Koran enthaltene Aufforderung zum „Dschihad“ (Heiliger Krieg). Die Anhänger (Dschihadisten) sehen den Krieg gegen „Feinde“ des Islam sowohl in muslimischen als auch in nicht-muslimischen Ländern als ihre Pflicht an. Auch Muslime, die modernere Formen des Islam leben, gelten aus Sicht von Dschihadisten als „Ungläubige“. Die Extrempositionen des gewaltbereiten Islamismus markiert die Organisation Al-Kaida.
Nach dem jüngsten Verfassungsschutzbericht gibt es bundesweit 29 aktive islamistische Organisationen mit rund 37 470 Anhängern. Rund 1000 werden von Polizei und Verfassungsschutz beobachtet. Etwa 130 von ihnen gelten als „Gefährder“, die im Verdacht stehen, Terror-Anschläge zu planen. In Deutschland leben bis 4,3 Millionen Muslime.