IWF-Nachfolge: Merkel unterstützt Lagarde

Berlin/Düsseldorf (dpa) - Im Rennen um die Nachfolge des zurückgetretenen IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn unterstützt die Bundesregierung nach einem Zeitungsbericht die französische Finanzministerin Christine Lagarde.

Deutschland verzichte auf die Benennung eines eigenen Kandidaten, erfuhr das „Handelsblatt“ aus Koalitionskreisen. Auch die USA sprechen sich der Zeitung zufolge für die Französin aus. Die Europäer verbinden mit Lagarde die Erwartung, dass sie als IWF-Chefin die Euro-Krise vordringlich managt.

Ihre Benennung stehe noch unter dem Vorbehalt, dass Lagarde wegen einer Affäre in Frankreich nicht angeklagt werde. Nach Strauss-Kahn müsse der nächste Chef des IWF frei von juristischen Verwicklungen sein, heißt es laut Zeitung in Berlin und Washington. Lagarde wird in Paris Amtsmissbrauch vorgeworfen.

Lagarde hatte laut Zeitung vor Jahren dem Ex-Minister und Geschäftsmann Bernard Tapie durch Anrufung einer zivilen Schiedsstelle eine lange gerichtliche Auseinandersetzung mit dem französischen Staat erspart. Da der Staat aber das Verfahren vor der Schiedsstelle verloren hatte und seine Ansprüche gegen Tapie nicht mehr durchsetzen konnte, wird Lagarde Begünstigung vorgehalten.

Lagarde selbst schweigt zu ihren Ambitionen. Auf die Frage, ob sie sich eine Kandidatur vorstellen könne, antwortete sie am Donnerstag nur mit einem Lächeln und einem kurzen „Vive l'Europe!“ (Es lebe Europa). Zuvor hatte sie allgemein gesagt: „Jede Kandidatur, welche auch immer es sein mag, wird von den Europäern ausgehen müssen. Sie müssen sich zusammentun.“

Bisher machen die US-Amerikaner und die Europäer die Chefposten bei den Washingtoner Finanzinstitutionen unter sich aus. Ein Europäer leitet den Währungsfonds, während ein US-Amerikaner die Weltbank führt. Von aufstrebenden Wirtschaftsnationen in Asien wird dieses Schema allerdings infrage gestellt.