Jörg Asmussen - Beamter und Top-Manager

Berlin (dpa) - Wenn alles gut geht, sitzen Jens Weidmann und Jörg Asmussen bald wieder an einem Tisch - und zwar bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Der eine als Bundesbank-Präsident im EZB-Rat und der andere - wenn alles nach Plan läuft - als neuer EZB-Vize im Direktorium.

Beide kennen sich bestens, waren die beiden doch wichtige Krisenmanager in der Regierung von Kanzlerin Angela Merkel. Und sie waren Schüler von Professor Axel Weber. Der hatte als Bundesbank-Chef erst im Frühjahr entnervt das Handtuch geworfen.

Asmussen hat reichlich Erfahrung mit Krisen. Der Manager mit Beamtenstatus zieht seit Jahren im Finanzministerium unauffällig, aber wirksam und erfolgreich die Fäden - egal welches Parteibuch der jeweilige Minister gerade trägt. 2008 war Asmussen der Mann hinter Finanzminister Peer Steinbrück, der die Hilfspakete für die deutschen Banken schnüren musste.

Der 1966 in Flensburg geborene Ökonom durfte trotz seines SPD-Parteibuchs auch unter Steinbrücks CDU-Nachfolger Wolfgang Schäuble als Staatssekretär im Finanzministerium bleiben. Sehr zum Unmut der Union, vor allem aber der FDP. Schäuble wollte aber auf den Top-Fachmann, der bestens vernetzt ist, nicht verzichten.

Die heutigen Koalitionspartner hatten sich in der IKB- und HRE-Krise vor allem an Finanzstaatssekretär Asmussen abgearbeitet. Der zweifache Vater war 2007 in die Kritik geraten, als sich die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB mit Immobiliengeschäften in den USA verspekulierte und mit Milliardengeldern gerettet werden musste. Asmussen saß für das Bundesfinanzministerium im Aufsichtsrat, als die Bank in die Schieflage geriet.

Asmussen ist ein enger Duzfreund des Bundesbank-Präsidenten Jens Weidmann, der im Mai Nachfolger von Axel Weber wurde. Auch Weidmann musste als Berater von Kanzlerin Angela Merkel die Politik verlassen, nachdem - wie jetzt EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark - mit Weber ein Falke in Sachen Euro und Geldpolitik hinwarf.

Asmussen und Weidmann kennen sich aus Bonner Studienzeiten - dort hörten sie eben auf jenen Professor Axel Weber, der zu ihrem Mentor wurde. Als „Manager mit Beamtenstatus“ steuerten Weidmann, Asmussen & Co. die gigantischen Rettungspakete des Staates für Banken, Euro und Unternehmen und mussten auch auf internationalem Parkett bestehen.

Dass Merkel nun einen Mann mit SPD-Parteibuch auf den wichtigen Posten bei der Europäischen Zentralbank schicken könnte, zeigt, wie hochgeschätzt Asmussen ist, aber auch dass Deutschland kaum noch profilierte Finanzexperten für solche Posten hat - in Schäubles Ministerium wird Asmussen mitten in der Euro-Krise eine Lücke reißen. Auch bei den Beratungen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) über die Finanzmarktreform. Den Kritikern in der Koalition dürfte ein Weggang von Asmussen dagegen nur recht sein.

Seine Karriere starte Asmussen 1996 unter Finanzminister Theo Waigel (CSU). Schon damals war er Referent für internationale Finanz- und Währungspolitik. Unter Nachfolger Oskar Lafontaine (SPD) wurde er persönlicher Referent des Staatssekretärs Heiner Flassbeck, nach Lafontaines Rücktritt 1999 stieg Asmussen zum Büroleiter des neuen Finanzministers Hans Eichel (SPD) auf. Er überredete dann Eichel, dass Weber 2004 Bundesbank-Präsident wurde. Es war zuvor auch die Idee von Asmussen gewesen, Weber in den Kreis der „Fünf Wirtschaftsweisen“ als Regierungsberater zu berufen.