„Jopie“ Heesters ist tot
München (dpa) - Trauer um Johannes Heesters: Kollegen und Wegbegleiter haben den an Heiligabend gestorbenen Schauspieler, Sänger und Entertainer gewürdigt. „Charme, Eleganz und Leichtigkeit waren sein Markenzeichen“, erklärte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).
Heesters soll am Freitag auf dem Münchner Nordfriedhof beigesetzt werden. „Es wird eine große Trauerfeier“, sagte der Inhaber des Starnberger Beerdigungsinstituts Zirngibl, Rudolf Zirngibl, am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Ein katholischer Pfarrer aus Heesters' Wohnort Starnberg werde die Predigt halten.
Der Grandseigneur der Operette war an Weihnachten im Alter von 108 Jahren im Klinikum Starnberg den Folgen eines schweren Schlaganfalls erlegen. Er sei um 10.15 Uhr im Beisein seiner Frau „friedlich verstorben“, teilte das Klinikum mit. Der gebürtige Niederländer hatte mit seiner 45 Jahre jüngeren Ehefrau Simone Rethel-Heesters bis zuletzt am Starnberger See gewohnt. Auf einem Pfosten am Gartenzaun vor dem Wohnhaus des Paares stand am Sonntag eine erloschene Kerze mit einem roten Kreuz.
Heesters galt als der älteste aktive Schauspieler, Sänger und Entertainer der Welt. Er gehörte zu den populärsten Bühnendarstellern des 20. Jahrhunderts und wurde vor allem mit Operettenrollen bekannt.
Vor nicht einmal zwei Monaten hatte er bei seinem letzten großen Auftritt zum 50-jährigen Bestehen der Komödie im Bayerischen Hof in München das Publikum begeistert. „Es war großartig, alle waren total beeindruckt“, würdigte Intendantin Margit Bönisch am Sonntag den an Heiligabend gestorbenen Star. Der Auftritt am 31. Oktober habe auch Heesters selbst, der mit voller Stimme seine Stücke präsentierte, viel Freude gemacht. „Es war der Höhepunkt unserer Gala. Ich bin ihm dankbar, dass er das gemacht hat“, sagte Bönisch. Heesters war der Komödie über 50 Jahre von ihren Anfängen an verbunden. Somit sei es auch für ihn eine Art Vermächtnis gewesen.
Noch in diesem Jahr hatte Heesters zudem in einem Kurzfilm die Rolle des Petrus übernommen, der Ende November in München Premiere hatte. Zuletzt stand die Verfilmung einer Tschechow-Erzählung in seinem Terminkalender.
Zum Gedenken an „Jopie“ Heesters änderte die ARD ihr Programm. Am Sonntagabend sollte ein 30-minütiger Nachruf gesendet werden. Am 27. und 30. Dezember zeigt der Sender jeweils um 10.25 Uhr „Bel Ami, der Frauenheld von Paris“ (1955) und Géza von Bolvárys Verfilmung der berühmten Johann-Strauß-Operette „Die Fledermaus“ aus dem Jahr 1945. „Johannes Heesters war schon zu Lebzeiten eine Legende - und noch erstaunlicher: bis zuletzt ein aktiver Bühnenkünstler“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) würdigte Johannes Heesters als „Grandseigneur der leichten Muse“. Mit seiner einzigartigen Bühnenausstrahlung habe er die Herzen des Publikums erobert, hob Seehofer in einer Mitteilung am Samstagabend in München hervor. „Mit seiner optimistischen Ausstrahlung und Lebensbejahung, die ihn bis ins hohe Alter nicht verließen, hat Johannes Heesters vielen Menschen Freude bereitet und Mut gemacht. Sein Publikum hat ihn verehrt und geliebt.“
Heesters' Paraderolle war der leichtlebige Graf Danilo aus Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“. Auch auf der Leinwand war Heesters in zahlreichen Filmen zu sehen wie „Gasparone“, „Hallo Janine“ und „Die Csardasfürstin“.
Am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort als Johan Marius Nicolaas Heesters geboren, begann der Künstler seine Bühnenlaufbahn als 17-Jähriger in Amsterdam. Die eigentliche Karriere begann 1935 in Berlin, wo er rasch zum Frauenliebling und unwiderstehlichen Charmeur aufstieg. Das lebensfrohe Lied „Heut geh' ich ins Maxim, da bin ich so intim“, das der Mann mit Frack, Zylinder und dem weißen Schal so oft sang, war ihm auf den Leib geschrieben.
Auch nach dem Krieg war Heesters gefragter Star auf der Leinwand und der Bühne sowie bald auch im Fernsehen.
Wegen seiner Karriere in Nazi-Deutschland war Heesters von den niederländischen Bühnen jahrzehntelang boykottiert worden. Er beteuerte stets, in der NS-Zeit keine politischen Filme gedreht zu haben. Am 16. Februar 2008 hatte Heesters seinen ersten Auftritt nach fast einem halben Jahrhundert in seiner Geburtsstadt Amersfoort. Die Niederländer nahmen die Nachricht vom Tod ihres Landsmanns mit gemischten Gefühlen auf. Einerseits wurde er als großer Künstler gewürdigt. Doch zugleich spielte Heesters umstrittenes Verhalten während der Nazi-Zeit in niederländischen Kommentaren eine Rolle.
„Ich hab mein Leben gelebt und bin zufrieden mit meiner Karriere, ich habe mich auch stets bemüht, den Weg meines Lebens gerade zu gehen, auch im Sturm der Zeit“, sagte Heesters rückblickend. Seinen künstlerischen Nachlass hat er der Berliner Akademie der Künste vermacht.