Porträt Kardinal Müller - ein konservativer Glaubenswächter
Rom (dpa) - Der frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der von 2012 bis zum Sommer 2017 die Glaubenskongregation in Rom leitete, gilt als konservativer Hardliner.
Er ist gegen die Zulassung zivil wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten und gegen eine Zulassung von Frauen zum Diakonenamt. Im Bistum Regensburg schränkte er die Mitbestimmung von Laien in der Kirche ein und ging gegen Kritiker vor.
Der Skandal um sexuellen Missbrauch durch Priester wurde nach seiner Ansicht von Medien aufgebauscht. Es habe sich um Einzelfälle gehandelt, für die die jeweiligen Täter verantwortlich seien, nicht die Kirche insgesamt. Müller wehrte sich gegen den Verdacht, die Aufklärung von Missbrauchsfällen bei den Regensburger Domspatzen verhindert zu haben. Die von ihm fünf Jahre lang geleitete Glaubenskongregation ist dafür zuständig, solche Fälle weltweit aufzuklären. Jüngst sah sie sich Vorwürfen ausgesetzt, sich der Arbeit der päpstlichen Kinderschutzkommission zu widersetzen.
Müller selbst lehnt Kategorien wie konservativ oder liberal ab. In den Gesprächen mit der ultrakonservativen Piusbruderschaft pocht er darauf, dass sich die Traditionalisten auch zur Ökumene, zur Glaubens- und Religionsfreiheit bekennen. Wie Papst Franziskus engagiert er sich für die Armen in Lateinamerika. Mit dem Begründer der linken lateinamerikanischen Befreiungstheologie, Gustavo Gutiérrez, ist er befreundet.
Geboren wurde Müller am 31. Dezember 1947 in Mainz. Jahrelang lehrte er an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Dogmatik. Vor seiner Berufung an den Heiligen Stuhl durch Papst Benedikt XVI. war der Zwei-Meter-Mann zehn Jahre lang Bischof von Regensburg. 2014 erhob Papst Franziskus Müller, der seit seinem Wechsel nach Rom Erzbischof war, zum Kardinal.