Neu in den Programmkinos „Die zwei Päpste“: Anthony Hopkins als Papst Benedikt
Düsseldorf · Unser Kolumnist Philipp Koep beleuchtet aktuelle Filme in Düsseldorfer Programmkinos.
Weißer, weißer Tag
Stochern im Nebel. Wenn in Island die Wolken tief hängen, so erklärt ein Sprichwort, wenn alles weiß ist und der Unterschied zwischen Himmel und Erde verschwimmt, dann sprechen die Toten zu uns, die wir noch lieben.
Dieses Leitmotiv erklärt nicht nur den Titel des Films von Hlynur Pálmason, sondern es macht auch die Stimmung in diesem entschleunigten Psycho-Thriller aus.
Nach dem Unfalltod seiner Frau kommt der pensionierte Polizist Ingimundur ins Grübeln. Hatte seine Frau etwa eine Affäre mit dem Nachbarn? Mehr und mehr steigert er sich in seinen Wahn, vermutet gar einen Mordkomplott hinter dem tragischen Autounfall. Ingimundurs Besessenheit lässt die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verschwimmen, das verstört auch seine geliebte Enkelin zunehmend.
Bambi, tgl. 19 Uhr (außer Di.)
Die zwei Päpste
Hollywood hat Netflix die kalte Schulter gezeigt, von den 19 Oscar-Nominierungen für Produktionen des Streaming-Dienstes, ging nur eine Goldfigur für eine Nebenrolle in Erfüllung. Dennoch spielt die Musik längst nicht mehr in Hollywood (allein), mit „The Irishman“, „Marriage Story“ und „Die zwei Päpste“ bietet der TV-Server Kino vom Feinsten. Der brasilianische Filmemacher Fernando Mereilles („City of God“) gewährt mit dem Papst-Dialog einen dramaturgisch brillanten Blick hinter die sonst verschlossenen Mauern – freilich nur „inspiriert von einer wahren Begebenheit“.
Im Jahr 2012 reist Kardinal Bergoglio in den Vatikan um bei Papst Benedikt seinen Rücktritt einzureichen. Der Argentinier ist enttäuscht von der Kirche unter der Führung des deutschen Papstes, viel zu konservativ und auf sich bezogen findet er die Führung des Kirchenstaates. Doch statt das Gesuch des Kritikers anzunehmen, lehnt Benedikt ab. Die beiden gegensätzlichen Kleriker kommen ins Gespräch über „Gott und die Welt“, reden über die Beatles oder trinken beim Fußballschauen gar ein Bier. Der Rest der Kirchen-Geschichte ist keine Überraschung – statt der Kündigung steht eine Beförderung an –, aber es ist glänzend gespielt (Anthony Hopkins als Papst Benedikt und Jonathan Pryce als Bergoglio) und mit brillanten Dialogen garniert.
Atelier, Mo. 16.30 Uhr (engl. OmU)
Cronofobia
Zwei Seiten der Einsamkeit: Michael hat kein Leben und Anna hängt dem Gestern hinterher. Michael ist eine Art Privatdetektiv, er überprüft inkognito den Kundenservice von Unternehmen. Er lebt in seinem Transporter und scheint nur als Beobachter zu existieren. Zu seinen „Objekten“ gehört auch Anna, die davon nichts weiß. Anna hat sich nach dem Tod ihres Mannes ganz in sich hinein verkrochen, ihre Wohnung ist eine Art Museum ihrer verlorenen Beziehung. Als Anna (Sabine Timoteo) merkt, dass Michael sie beobachtet, kommen sich die beiden näher... Cronofobia meint die Angst vor dem Vergehen der Zeit, die die Figuren das Leben verpassen lässt.
Metropol, tgl. 19.30 Uhr (Mi. im OmU)
Limbo
Nach dem Coup von „Viktoria“ wird die One-Take-Dramaturgie beliebtes Spannungsmuster, wie zuletzt Sam Mendes´ „1917“ erzählt auch Filmdebütant Tim Dünschede seine Story in einer einzigen Einstellung: die Kamera verfolgt die Handlung ununterbrochen und erzeugt so auf den Zuschauer die Wirkung des unmittelbaren Dabeiseins.
Anna Bergmann ist Compliance-Managerin, also zuständig für die Einhaltung der Firmenregeln. Als sie auf kriminelle Machenschaften im Finanzsektor stößt, will sie ihren Chef informieren. Doch dem ist das dringende Thema so kurz vor dem Wochenende lästig und er lässt Anna abblitzen. Also folgt die Kamera Carsten, der sich als verdeckter Ermittler an die Fersen des Kleinganove Ozzy (Martin Semmelrogge) geheftet hat. Jetzt führt der Weg in die Unterwelt der illegalen Boxkämpfe und der Wettmafia. Dort begegnen wir wieder Annas Chef, denn der ist dabei beide Welten lukrativ zu verbinden: im großen Stil soll hier Geld gewaschen werden.
Metropol, tgl. 21.30 Uhr