Kirchen rufen zu mehr Hilfe für Flüchtlinge auf
Bonn/Rom (dpa) - Die Kirchen in Deutschland haben davor gewarnt, das Leid der Menschen in Syrien mit der Zeit zu vergessen.
„Es scheint, als gewöhnen wir uns an die Situation. Aber Wegschauen ist keine Option“, sagte Volker Jung, Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Donnerstag. Hilfe für die Opfer des Syrienkrieges sei dringender denn je, sagte er mit Blick auf den UN-Weltflüchtlingstag. Der katholische Bischof Norbert Trelle sprach von der „größten humanitären Katastrophe der vergangenen zehn Jahre“.
Der Papst hatte bereits am Mittwoch nachdrücklich mehr Hilfe für Flüchtlinge angemahnt. Millionen Flüchtlingsfamilien erlebten Dramen und Verletzungen, die nur schwer geheilt werden könnten, sagte Franziskus bei einer Generalaudienz in Rom. „Machen wir uns zu ihren Nachbarn, teilen wir ihre Ängste und ihre Sorge um die Zukunft und lindern wir konkret ihr Leiden.“
Das katholische Hilfswerk Caritas bemängelte eine falsche Haltung in Deutschland zu Flüchtlingen. „Es muss sich verbieten, Flüchtlinge, die zu uns kommen, nach ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in „erwünscht“ und „weniger erwünscht“ einzuteilen“, sagte Caritas-Präsident Peter Neher.
Der Geschäftsführer der evangelischen Organisation Misereor, Martin Bröckelmann-Simon, forderte feste Aufnahmequoten für EU-Staaten und bessere Lebensbedingungen für Flüchtlinge. „Denn trotz noch so hoher Zäune werden Menschen weiter versuchen, zu fliehen und ihr Leben zu riskieren.“
Amnesty International sieht den UN-Sicherheitsrat in der Pflicht: Er solle sich entschlossener für den Schutz von Zivilisten in Syrien einsetzen und Schuldige vor den Internationalen Strafgerichtshof stellen. Der Sicherheitsrat würde aus politischen Gründen die Flüchtlingskatastrophe in Kauf nehmen.