Kritik an Komitee-Votum für EU
Oslo (dpa) - Die Entscheidung des Nobelkomitees für die EU als Träger des Friedensnobelpreises 2012 ist in Oslo nicht unumstritten.
Audun Lysbakken, Chef der normalerweise in der fünfköpfigen Jury vertretenen Linkssozialisten, warf Komiteechef Thorbjörn Jagland am Freitag unfeine Methoden bei der Durchsetzung der von ihm gewünschten Vergabe vor. „Hat Jagland im Komitee geputscht, während unsere Vertreterin krank war?“ fragte der Parteichef polemisch im Onlinemedium aftenposten.no.
Die Linkssozialisten sind betont EU-kritisch und im Nobelkomitee turnusgemäß durch Ågot Valle vertreten. Sie war bis zur diesjährigen Entscheidung längere Zeit krank und wurde durch den nicht zur Partei gehörenden Bischof Gunnar Stålsett ersetzt. Jagland hatte bei der Verkündung des Preises erklärt, dass das Komitee einstimmig entschieden habe.
Lysbakken meinte, der Preis für die EU sei „zur falschen Zeit an den falschen“ gegeben worden. Offen blieb in Oslo, warum der TV- und Rundfunksender NRK den Preisträger eine Stunde vorab verkünden konnte. In Spekulationen hieß es, dass möglicherweise Gegner der Entscheidung mit Insiderwissen dem Komiteechef den „Spaß verderben wollten“.
Der tschechische Präsident und EU-Skeptiker Vaclav Klaus hat die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Europäische Union in einer ersten Reaktion als „Scherz“ abgetan. Der neoliberale Staatschef könne die Nachricht nicht glauben, sagte sein Sprecher Radim Ochvat am Freitag der Zeitung „Pravo“. Tschechiens Außenminister Karel Schwarzenberg begrüßte dagegen die Osloer Entscheidung. Er bezeichnete die Europäische Union als größtes Friedenswerk der Nachkriegszeit.