Kurden schalten auf Angriff auf IS
Kobane (dpa) - Kurdische Kämpfer haben in ihrer nordsyrischen Enklave Kobane einen neuen Eroberungsversuch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) abgewehrt.
Die Extremisten seien in der Nacht bis auf 200 Meter an Kobane (arabisch: Ain al-Arab) herangekommen, sagte Rami Abdel Rahman von der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte der dpa. Kurdische Volksschutzeinheiten (YPG) hätten die Angreifer jedoch nach heftigen Kämpfen zurückdrängen können. 19 Kurden und mindestens 29 IS-Extremisten seien dabei getötet worden.
Die YPG-Einheiten gingen jetzt von „Defensive auf Angriff über“, sagte der Chef der selbst ernannten Regionalregierung von Kobane, Anwar Muslim, der dpa. Mittlerweile würden 5000 Kurden in Kobane kämpfen. Auch die IS-Miliz erhielt nach Medienberichten vom Sonntag im Kampf um Kobane Verstärkung aus anderen Regionen.
„Unsere Kämpfer haben sich auf diesen Kampf vorbereitet“, sagte Muslim. Als Beispiel nannte er den ersten Selbstmordanschlag einer Kurdin auf IS-Kämpfer südlich von Kobane. Die YPG-Kämpferin soll am Sonntagabend Dutzende IS-Extremisten mit in den Tod gerissen haben. Nach Angaben der YPG hatte sie sich in das vo IS beherrschte Gebiet nahe des Mischanur-Hügels geschlichen und einen Sprengsatz gezündet. 16 IS-Kämpfer seien dabei getötet worden.
Auch im benachbarten Irak gingen die Kämpfe gegen Einheiten des IS weiter. 20 Kämpfer der Extremisten seien am Sonntag bei Luftangriffen des von den USA angeführten Bündnisses westlich der nordirakischen Stadt Mossul ums Leben gekommen, berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur dpa. Zwölf weitere Extremisten seien bei Gefechten mit der irakischen Armee nahe Baidschi getötet worden, hieß es aus den Sicherheitskräften. Die IS-Dschihadisten hätten am Sonntag erneut die größte Ölraffinerie des Irak angegriffen, seien jedoch zurückgeschlagen worden.
In Syrien versuchen IS-Dschihadisten seit Tagen verstärkt, Kobane einzunehmen. Nachdem IS-Kämpfer vor knapp drei Wochen mehr als 300 Dörfer im Umland von Kobane eingenommen hatten, flüchteten nach Angaben der türkischen Regierung mehr als 160 000 vor allem kurdische Syrer in die Türkei.
Am Wochenende war es zu den bisher heftigsten Gefechten um die Enklave gekommen. Nach Angaben der YPG waren insgesamt 97 IS-Extremisten und 20 kurdische Kämpfer getötet worden. IS-Milizen hatten am Südhang des Mischtanur-Hügels Panzer in Position gebracht. Die Truppen der YPG hielten die der Stadt zugewandte Nordseite.
Immer wieder schlagen Geschosse aus der umkämpften syrischen Region auf türkischem Boden ein. Am Montag habe eine Mörsergranate ein Haus im Grenzdistrikt Suruc getroffen, berichtete die Nachrichtenagentur DHA. Es habe aber keine Verletzten gegeben. Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, türkische Behörden hätten wegen des wiederholten Granatenbeschusses die Evakuierung von drei Grenzdörfern angeordnet. Außerdem seien die Schulen in der Umgebung geschlossen worden.