Kurzporträts: Die Präsidentschaftsbewerber
Paris (dpa) - Von ganz links bis ganz rechts: Zehn Politiker kämpfen im französischen Präsidentschaftswahlkampf um die Gunst der Stimmberechtigten. Ein Überblick:
FRANÇOIS HOLLANDE:
Der 57-Jährige gilt als aussichtsreichster Bewerber für die nächste Präsidentschaft. Der langjährige Parteivorsitzende der Sozialistischen Partei (PS) hat sich als linke und bodenständige Alternative zu Sarkozy positioniert. Gegner werfen ihm vor, konfliktscheu zu sein und schwer haltbare Versprechen zu machen. Er will unter anderem 60 000 neue Stellen für den Bildungsbereich und ein teures Programm gegen Jugendarbeitslosigkeit. Auf Jahreseinkommen über eine Million Euro sollen künftig 75 Prozent Steuern fällig werden.
Privat lebte Hollande lange mit der PS-Präsidentschaftskandidatin von 2007, Ségolène Royal, zusammen. Die beiden haben vier gemeinsame Kinder. Heute ist die Politik-Journalistin Valérie Trierweiler die Frau an seiner Seite. Hollande ist Absolvent der Elite-Hochschule ENA. Jüngstes Umfrageergebnis: 29,5 Prozent in der ersten Runde, 56 Prozent in der zweiten Runde.
NICOLAS SARKOZY:
Der amtierende Präsident gehört zum konservativen Lager, liebt aber den Tabubruch. Mit immer neuen Initiativen zwingt Sarkozy (57) Freund und Feind zur ständigen Bewegung. Im Wahlkampf versprach er bisher unter anderem nationalitätsgebundene Abgaben für Steuerflüchtlinge und eine drastische Reduzierung der Einwandererzahlen. Wenn es auf europäischer Ebene keine Fortschritte im Kampf gegen illegale Migration gibt, erwägt er einseitige Grenzschließung. Nach den Terroranschlägen in Toulouse und Montauban versprach er ein härteres Vorgehen gegen islamistische Extremisten.
Sarkozys wichtigste politische Partnerin im Ausland ist derzeit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Privat ist seine „First Lady“ das singende Ex-Model Carla Bruni. Das Paar heiratete Anfang 2008 und hat seit vergangenem Jahr eine gemeinsame Tochter namens Giulia. Jüngstes Umfrageergebnis: 27 Prozent in der ersten Runde, 44 Prozent in der zweiten Runde.
MARINE LE PEN:
Die 43-Jährige Tochter des langjährigen Front-National-Chefs Jean-Marie Le Pen ist seit Anfang 2011 auch Parteivorsitzende. Marine Le Pen gilt als umgänglich, aber ebenso extrem wie ihr Vater. Sie spricht sich für eine Auflösung der EU aus. Zudem will sie Frankreichs Abschied vom Euro, sollte sie nach den Wahlen im Frühjahr Staatspräsidentin werden. Umfrageergebnis: 14 Prozent.
JEAN-LUC MÉLENCHON:
Der Ko-Präsident der französischen Linkspartei wird von dem deutschen Linkspolitiker Oskar Lafontaine unterstützt. Mélenchon (60) war ein Wortführer der französischen Ablehnung beim Referendum über die EU-Verfassung im Mai 2005 und begeistert seine Anhängerschaft durch großes Redetalent. Nach jahrzehntelanger Mitgliedschaft trat er 2008 aus der Sozialistischen Partei (PS) aus, der er Verrat an dem Volksentscheid gegen die EU-Reform vorwarf. Sollte er am Sonntag ausscheiden, will er dazu aufrufen, in der Stichwahl für Hollande zu stimmen. Umfrageergebnis: 13 Prozent.
FRANÇOIS BAYROU:
Der 60 Jahre alte frühere Bildungsminister tritt zum dritten Mal bei einer Präsidentenwahl an. Er ist Chef der Zentrumspartei Mouvement démocratique (MoDem) und will den Franzosen schonungslos „die Wahrheit“ sagen und sie vor allem aus der Krise führen. Bei der Wahl 2007 hätte er Umfragen zufolge Sarkozy im zweiten Wahlgang geschlagen; er schaffte es aber nicht in die Stichwahl. Umfrageergebnis: 12 Prozent.
EVA JOLY:
Die ehemalige Ermittlungsrichterin (68) setzte sich bei parteiinternen Vorwahlen der Grünen gegen den Abenteurer und Filmemacher Nicolas Hulot durch. Die gebürtige Norwegerin hatte sich vor allem bei der Aufdeckung des Skandals um den früheren Ölkonzern Elf Aquitaine einen Namen gemacht. Sie hatte sich erst spät für eine politische Karriere entschieden. Umfrageergebnis: 1 Prozent.
PHILIPPE POUTOU:
Für das Mitglied der aus der Trotzkistenbewegung entstandenen Neuen Antikapitalistischen Partei (NPA) gilt das gleiche wie für Nathalie Arthaud. Der 45 Jahre alte Arbeiter aus der Autoindustrie ist chancenlos. Umfrageergebnis: 1 Prozent.
NICOLAS DUPONT-AIGNAN:
Der frühere Verwaltungsbeamte (51) war einst UMP-Mitglied und sieht sich politisch zwischen UMP und Sozialisten. Anhänger hat er nur wenige. Umfrageergebnis: 1 Prozent.
NATHALIE ARTHAUD:
Die Kapitalismus-Kritikerin (42) tritt für die trotzkistische Partei Lutte Ouvrière an und gilt als absolute Außenseiterin. Umfrageergebnis: unter 0,5 Prozent.
JACQUES CHEMINADE:
Der Kandidat (70), der sich selbst mit seiner Kleinstpartei „Solidarité et Progrès“ als „linker Gaullist“ definiert, gilt als mysteriösester Kandidat. Viele fragen sich, wie er es überhaupt schaffen konnte, die für die Kandidatur notwendigen 500 Unterschriften von Mandatsträgern zusammenzubekommen. Der ehemalige Verwaltungsbeamte trat bereits 1995 an. Er hat sich zum Ziel gesetzt, den „Finanz-Faschismus“ der Wall Street zu beenden. Umfrageergebnis: unter 0,5 Prozent.