Lächelnd zum Erfolg: Norbert Hofer als rechter „Sorgen-Onkel“

Wien (dpa) - Eigentlich wollte Norbert Hofer nicht für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandidieren. Der smarte Rechtspopulist fühlte sich vor wenigen Monaten noch zu jung dafür.

Foto: dpa

Einige Überredungsversuche später fuhr der 45-jährige gelernte Flugzeugtechniker einen ungeahnten Erfolg für die rechte FPÖ beim Vorentscheid zum höchsten Amt der Alpenrepublik ein. Rund 35 Prozent aller Stimmen erhielt der vierfache Vater, der seit mehr als 20 Jahren bei den „Blauen“ ist. Mit seiner freundlichen Art hat er nicht nur praktisch alle eingefleischten FPÖ-Wähler mobilisiert, sondern erfolgreich im Lager der Volksparteien gefischt.

Vor dem Wahlkampf war der Burschenschafter Hofer bundesweit nur wenig bekannt. Innerhalb weniger Wochen schaffte er es aber, seine Popularität im ganzen Land auszuweiten. Er hat mehr Stimmen für die FPÖ eingesammelt, als sein streitbarer Parteichef Heinz-Christian Strache jemals zuvor bei einer Wahl auf Bundesebene.

Von der Regionalpolitik in seiner Heimat Burgenland schaffte es Hofer, dessen Vater einst konservativer ÖVP-Gemeinderat war, in den Nationalrat bis zum stellvertretenden Parlamentspräsidenten. Seit einem schweren Unfall beim Paragleiten ist Hofer gehbehindert und tritt meist mit Stock auf. Seither setzt sich Hofer besonders für Behindertenpolitik ein.

Eines seiner Erfolgsrezepte im Wahlkampf war es, bei Interviews und Wahlkonfrontationen stets ruhig und freundlich zu bleiben. Es gelang ihm gut, sich zu verkaufen: Er erzählte Geschichten von seiner Katze, die eigentlich lieber ein Hund sein will und stets versucht zu bellen. Er setzte sich 2013 in einer Parlamentarischen Anfrage für die Erforschung von „Chem-Trails“ ein - der Untersuchung der Kondensstreifen von Flugzeugen auf bewusst gestreute Gifte. Dass er sich damit in die Nähe einer Verschwörungstheorie begab, brachte ihm eher Schmunzeln als Kopfschütteln ein.

Hofer zeigt sich gläubig und trägt immer ein schwarz-silbernes Kreuz als Talisman mit sich. Er betonte stets, die Sorgen der einfachen Bürger ernst zu nehmen. Diese Haltung war auch ein wesentlicher Grund für den Erfolg vom Sonntag.

Auf sozialen Plattformen versteht er es, auch junge Wähler abzuholen. Er postet viel und stellt schon mal Kinderfotos von sich ins Netz. Seine zweite Ehefrau ergänzt das Programm auf Facebook mit Selfies vom Frühstückstisch und Bildern mit ihrem Kind bei Geburtstagsfeiern.

Im Gegensatz zu vielen seiner Parteikollegen entfuhr Hofer nur selten ein scharfes Worte. Ein anderes Bild gab es allerdings bei Auftritten im kleinen Kreis von Parteifreunden. Da wurde dann in gewohnter FPÖ-Manier die Schuld an vielen österreichischen Problemen Ausländern und Flüchtlingen zugeschrieben. Seinen Mitbewerber, den Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, bezeichnete er als „faschistischen, grünen Diktator“.

Denn so verbindlich das „freundliche Gesichter“ der FPÖ auch wirkt, in der Sache ist er voll auf Linie der rechten Partei. Der passionierte Sportschütze hat maßgeblich das freiheitliche Parteiprogramm geschrieben. Er gilt neben Generalsekretär Herbert Kickl als einer der wichtigsten Berater von Parteichef Strache.