Hintergrund Libyen: Bürgerkriegsland und Drehkreuz für Migranten
Tripolis (dpa) - Libyen ist nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi 2011 in Chaos und Bürgerkrieg versunken. Mehr als 180 000 Flüchtlinge sind allein im vergangenen Jahr von Libyen aus über das Mittelmeer in Italien angekommen.
Nach EU-Schätzungen warten noch etwa rund 300 000 Menschen in Libyen auf eine Überfahrt nach Europa.
Hoffnung keimte auf, als die von den Vereinten Nationen unterstützte, sogenannte Einheitsregierung Libyens vergangenes Frühjahr ihre Arbeit in der libyschen Hauptstadt Tripolis aufnahm. Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch sollte die tiefe Spaltung des Landes überwinden. Dazu sollte seine Regierung die beiden konkurrierenden Führungen - eine islamistische ebenfalls in der Hauptstadt Tripolis und eine eher weltliche in der östlichen Stadt Tobruk - ersetzen.
Eigentlich. Doch der Osten, in dem das demokratisch legitimierte Parlament des Landes sitzt, verweigert der Einheitsregierung bis heute die Anerkennung und damit auch die vollständige Übergabe der Macht. Als Störer wird der in Tobruk einflussreiche General Chalifa Haftar gesehen.
Al-Sarradsch konnte seine Macht indessen nicht nennenswert über die Stadtgrenzen von Tripolis ausweiten. In Libyen haben weiter Hunderte Milizen das Sagen, in weiten Teilen des Landes herrscht Anarchie. Und selbst in der Hauptstadt kann sich die Einheitsregierung offensichtlich nicht überall durchsetzen: Mitte Januar verkündete die islamistische Regierung in Tripolis, mehrere Gebäude der Einheitsregierung besetzt zu haben.