Mario Monti: Wirtschaftsfachmann
Rom (dpa) - Mario Monti gilt in jeder Hinsicht als ein Anti-Berlusconi. Und es ist ihm gelungen, das Krisenland Italien als eingesetzter Regierungschef und Reformer seit November 2011 zumindest ein Stück weit auf Vordermann zu bringen.
Mit einer harten Spar- und Steuerpolitik beruhigte er die Finanzmärkte und brachte Italien neues Vertrauen, aber kein Wachstum. Im Dezember 2012 trat der „Technokrat“ dann vorzeitig ab. Silvio Berlusconi hatte ihm zuvor im Parlament die Unterstützung entzogen. Das machte Wahlen schon im Februar notwendig.
Monti entschied sich dazu, bei den Neuwahlen mit einem Bündnis der Mitte anzutreten. Für seinen unbequemen Reformkurs im vergangenen Jahr bekam er jedoch nur wenig Zustimmung. Montis Bündnis kam den Hochrechnungen zufolge im Abgeordnetenhaus und im Senat nur auf rund zehn Prozent der Stimmen und ist damit abgeschlagen viertstärkste Kraft. In einer Koalition mit dem Mitte-Links-Bündnis von Pier Luigi Bersani könnte er aber weiter in der Regierung bleiben.
Der schmale 69-Jährige mit den grauen Haaren und der Brille steht für Wirtschafts- und Finanzexpertise, für Bildung, gute Manieren und wenig Lärm. Parteipolitische Machtspiele seien dem international geachteten Akademiker ein Graus, heißt es. Im Wahlkampf verkörperte er ein anderes Italien, das mit Berlusconis Bunga-Bunga-Ära nichts zu tun haben will. Diesem wirft er vor, das Land in Misskredit und in die tiefe Krise gebracht und nichts gegen Korruption getan zu haben.
1943 im norditalienischen Varese geboren, studierte der parteilose Monti in Mailand und an der renommierten Yale-University im US-Bundesstaat Connecticut. Als Professor arbeitete er in Mailand, Trient und Turin. Als EU-Kommissar für Wettbewerb und den Binnenmarkt machte er sich einen Namen als streitbarer Mann, der keinem Konflikt aus dem Weg geht. Das brachte ihm in Brüssel, wo er von 1995 bis 2004 arbeitete, auch den Beinamen „Super-Mario“ ein.
International ist der Vater zweier Kinder auch aufgrund seiner wettbewerbsrechtlichen Positionen angesehen. In kartellrechtlichen Streitigkeiten zwang der Mann aus der Lombardei den Industrieriesen General Electric (GE) und den Softwarekonzern Microsoft dazu, klein beizugeben. Als EU-Wettbewerbskommissar legte sich Monti auch erfolgreich mit dem damaligen deutschen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und den deutschen Landesbanken an. Und als Regierungschef kritisierte er die harte deutsche Haltung in der EU-Schuldenkrise.