Massaker in Schwulenclub

Orlando (dpa) - Mindestens 50 Menschen sind bei der schlimmsten Bluttat eines Todesschützen in der US-Geschichte getötet worden.

Foto: dpa

Ein einzelner Angreifer schoss in einem Schwulenclub in Orlando (Florida) um sich und verletzte 53 weitere Menschen, wie Bürgermeister Buddy Dyer am Sonntag vor Journalisten sagte. Das Motiv des Täters war zunächst unklar. Der Nachrichtensender CNN berichtete aber, die Bundespolizei FBI ihn als möglichen Sympathisanten der Terrormiliz IS auf dem Radar gehabt. Der Mann habe nicht auf Terrorlisten der Regierung gestanden.

Der Schütze wurde etwa drei Stunden nach Beginn der Tragödie in einem Feuergefecht mit Polizisten getötet. Er hatte der Polizei zufolge zuvor in dem Club „Pulse“ Dutzende Geiseln genommen. Ein Vertreter des FBI sagte, das Verbrechen werde als „Akt des Terrorismus“ untersucht.

US-Präsident Barack Obama wollte um 13.30 Uhr Ortszeit (19.30 Uhr MESZ) eine Erklärung an die Nation abgeben.

Der Täter war nach übereinstimmenden Medienberichten US-Bürger. Die Sender CBS, NBC und die „Washington Post“ berichteten unter Berufung auf die Justiz, Omar M. sei 1986 in den USA geboren worden und habe in Port St. Lucie gelebt, das liegt etwa 170 Kilometer südöstlich von Orlando.

Der demokratische Senator Bill Nelson aus Florida sprach von möglichen Hinweisen darauf, dass der Täter dem IS in der Vergangenheit Treue geschworen habe. Er berief sich dabei auf Informationen aus Kreisen des Geheimdienstausschusses des Senats.

Offiziell bestätigt wurde das aber zunächst nicht. Die Behörden betonten, sie schlössen kein Motiv aus: Die Ermittlungen gingen in alle Richtungen. Auch der Leiter der Islamischen Gesellschaft in Zentralflorida, Muhammad Musri, rief dazu auf, die Ermittlungsergebnisse abzuwarten.

Der aus Afghanistan stammende Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Er berichtete, sein Sohn sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten. „Sie tun das, und mein Sohn sieht zu“, habe Omar M. gesagt.

In Orlando und dem Bezirk Orange wurde der Ausnahmezustand erklärt. Damit können schneller Bundesmittel für die Ermittlungen in die Stadt gelangen. Floridas Senator Marco Rubio und Behördenvertreter riefen zu Blutspenden auf. Schon kurz darauf bildeten sich an mehreren Orten der Stadt lange Schlangen von spendenbereiten Bürgern.

Der Polizei zufolge hatte der mit einem Sturmgewehr und einer Handfeuerwaffe ausgerüstete Mann gegen 2.00 Uhr im Club „Pulse“ im Herzen Orlandos zu schießen begonnen. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Einer von ihnen sei verletzt worden. Der Schütze habe dann Geiseln genommen. Die Polizei habe sich nach ungefähr drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden.

Die Polizei verschaffte sich eigenen Angaben zufolge unter anderem mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang zum Club. Dieser ist laut Medienberichten keine große Halle, sondern ein verzweigtes Gebäude mit vielen Räumen und Zimmern.

Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. „Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden“, sagte der örtliche Polizeichef John Mina. Der Täter sei „sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen“.

Der Club war Mina zufolge mit mehr als 300 Menschen gut besucht. Medienberichten stand eine „Latin Night“ auf dem Programm, eine Nacht mit lateinamerikanischer Musik. Nach Augenzeugenberichten fielen die Schüsse kurz vor der Schließung um 2.00 Uhr, viele Menschen hätten noch getanzt.

Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Reihenfolge - mindestens 40 seien es gewesen, sagte Christopher Hansen dem Sender CNN. „Ich dachte zuerst, es war Musik. Dann warfen sich die Menschen auf den Boden, und ich auch.“

Viele flohen aus dem Gebäude. Das Fernsehen zeigte Opfer, die von Clubbesuchern aus dem Gebäude gebracht und auf die Ladeflächen von Kleinlastern gelegt wurden. Manche hatten Blut auf ihrer Kleidung. Vor mehreren Krankenhäusern warteten Freunde und Angehörige der Opfer. Eine Mutter sagte weinend: „Mein Sohn ist hier. Ich weiß nicht, wie es ihm geht.“

Das Gelände des Clubs war sofort nach den Schüssen weiträumig abgesperrt worden. Auch Bombenspürhunde wurden auf dem Gelände eingesetzt. Berichten, nach denen der Schütze eine Sprengstoffweste trug, bewahrheiteten sich aber nicht. Bürgermeister Dyer sprach von einem „sehr schrecklichen“ Verbrechen. „Wir müssen stark bleiben“, rief er die Einwohner der Stadt auf.