Mediziner setzen neue HUS-Therapie ein
Hamburg (dpa) - Im Kampf gegen das lebensgefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) nach einer EHEC-Infektion setzen Mediziner auf eine neue Behandlung. Es handelt sich dabei um einen Antikörper, der neurologische Veränderungen und Nierenschäden bessern soll.
Die Mediziner hoffen, dass Eculizumab gegen das akute Nierenversagen bei HUS wirkt. Ärzte und Wissenschaftler aus Heidelberg, Montreal und Paris stellen im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ die erfolgreiche Behandlung von drei Kindern im Alter von drei Jahren mit diesem Antikörper vor. Die Kinder waren im vergangenen Jahr nach EHEC-Infektionen an HUS erkrankt. Sie litten an Nierenversagen sowie an schweren Störungen des Nervensystems.
Innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Infusion, die im Abstand von sieben Tagen zwei- bis viermal wiederholt wurde, habe sich der Zustand der Kinder deutlich verbessert, berichten die Mediziner in der Fachzeitschrift. Auch sechs Monate danach ergaben demnach Tests, dass die Kinder keine Folgeschäden davongetragen haben. Es sei unwahrscheinlich, dass sich alle drei Kinder spontan von selbst erholt hätten.
Im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) bekämen derzeit sechs EHEC-Infizierte mit Komplikationen die Antikörpertherapie, sagte Prof. Rolf Stahl am Samstag. „Seit Freitagabend setzen wir bei schwerstkranken Patientinnen und Patienten mit Störungen des zentralen Nervensystems ein neues Medikament ein“, berichtete der Nierenspezialist. „Erst in einigen Wochen werden wir wissen, wie erfolgreich diese Therapie sein wird.“ UKE-Ärzte hatten das Medikament bereits vor einigen Monaten bei einem atypischen, nicht durch EHEC-Erreger hervorgerufenen HUS-Fall eingesetzt.
Auch am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel und Lübeck arbeiten Mediziner mit der neuen Therapie. Bereits seit Beginn der Woche setzten die UKSH-Spezialisten bei besonders schweren Krankheitsverläufen nach Aufklärung und Einwilligung der Patienten „neue und aussichtsreiche Mittel der experimentellen Medizin“ wie die Antikörper Eculizumab ein, sagte Sprecher Oliver Grieve der Zeitung „Schleswig-Holstein am Sonntag“.
Im „Hamburger Abendblatt“ berichtete einer der Studienautoren, Prof. Franz Schaefer von der Uniklinik Heidelberg, über die neue Behandlungsmethode: „Nachdem ein mehrmaliger Austausch von Blutplasma ohne Wirkung geblieben war, haben wir uns zu einem Behandlungsversuch mit Eculizumab entschlossen“, sagte er. „Wir hoffen nun, dass diese Ergebnisse den akut Erkrankten zugutekommen.“