Merkel profitiert auf Bundesebene von „Mutti-Faktor“
Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel muss nach Ansicht eines Experten trotz der CDU-Wahlschappe in NRW keinen Machtverlust fürchten.
„Ohne sie geht mit Sicherheit nichts“, sagte der Politikwissenschaftler Klaus Schubert von der Universität Münster der Nachrichtenagentur dpa. „Analytisch betrachtet kann sie sich zurücklehnen und warten, was nächstes Jahr passiert.“ Merkel habe wegen ihrer hohen Sympathiewerte nicht viel zu befürchten: „Da müsste schon viel passieren, bevor der Mutti-Faktor auf Bundesebene abgebaut wäre“, so der Professor.
Die CDU selbst brauche nach der „Erdrutsch-Niederlage“ allerdings stärkere Führung, um auch auf Landesebene zu punkten. „Es ist aber ein Unterschied, ob man Regierungschefin oder Parteichefin ist“, sagt der Wissenschaftler. „Im Zweifelsfall ist Angela Merkel immer zuerst Regierungschefin.“
Merkel selbst hat 2013 seiner Einschätzung nach mehrere Optionen, um die Macht zu behalten: „Sie hat dann die Wahl zwischen Schwarz-Gelb, wenn sich die FDP aufrappelt und nicht übermütig wird, oder sie führt eine große Koalition.“
Zu den Liberalen sagte der Politologe: „Die FDP darf jetzt nicht übermütig werden mit den beiden Wahlsiegen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.“ Die Partei müsse sich von unten erneuern. „Das ist die Botschaft dieser beiden Wahlen.“ Mit Rösler sei eine Neuauflage von Schwarz-Gelb im Bund wohl nicht zu machen. Schubert rät den Liberalen, sich ein neues Profil zu schaffen. „Die Partei muss kantige Menschen zeigen und zwar nicht nur männlicher Art, sondern insbesondere auch weiblicher Art.“
Die Aussichten für die Karriere von Bundesumweltminister und NRW-Spitzenkandidat Norbert Röttgen bewertet Schubert zwiespältig. „Ich denke, die Kanzlerin wird ihn nicht ohne Not fallen lassen. Er steht ja schon für die Öffnung der CDU in neue Politikfelder und für CDU-Grüne Avancen.“ Allerdings werde die „Riesenschlappe“ in NRW für ihn „erhebliche Machteinbußen innerhalb der Bundes-CDU bedeuten“, erwartet er. „Was mit Sicherheit klar ist, dass er die Idee, irgendwann Nachfolger von Merkel zu werden, aufgeben kann.“