Viele Touristen eingeschlossen Mit Tauwetter steigt die Lawinengefahr in den Alpen
Zermatt/St. Anton (dpa) - Während manche Alpenorte in Österreich und der Schweiz unter Schneemassen versinken, steigt mit den Temperaturen auch in Deutschland die Gefahr von Lawinen. In den bayerischen Alpen galt am Montag die Warnstufe vier von fünf, wie es vom dortigen Lawinenwarndienst hieß.
Da es in den nächsten Tagen mild bleibe, werde auch die Lawinensituation weiterhin angespannt sein. Das Skigebiet an der Zugspitze zum Beispiel blieb wegen schlechten Wetters geschlossen.
Tauwetter bringt außerdem wieder Hochwasser mit sich. So wurde etwa am Pegel Maxau in Karlsruhe für Montagabend erneut ein Stopp der Rhein-Schifffahrt erwartet. Auf Teilen des Neckars wurde die Schifffahrt bereits eingestellt. Bereits Anfang Januar war es in Deutschland verbreitet zu Hochwasser gekommen.
Wegen großer Abflussmengen durch Tauwetter warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) für den Schwarzwald und den südlichen Oberallgäu vor Unwettergefahr. Die Meteorologen erwarten bis Mittwoch einen Anstieg der Temperaturen in Deutschland auf 9 bis 16 Grad.
Der Schweizer Wintersportort Zermatt war am Montag - bis auf Helikopterverbindungen - weiter von der Außenwelt abgeschnitten. Dort galt wie in weiten Teilen der Schweiz sogar die höchste Lawinenwarnstufe. Gäste und Einheimische wurden aufgerufen, sich lediglich in Gebäuden oder im Dorfzentrum aufzuhalten. Wanderwege blieben ebenso wie Straßen und Schienen gesperrt.
Das Tourismusbüro tröstete die Gäste mit Verweis auf andere mögliche Aktivitäten. Es gebe eine Kletterhalle, ein Kino, das Matterhornmuseum und die Möglichkeit, Billard zu spielen, sagte eine Sprecherin. Im Ort sind momentan etwa 9000 Touristen. Es ist unklar, wann sich die Situation wieder normalisiert. Zermatt war bereits in der ersten Januarwoche für einige Tage isoliert. Seit dem Lawinenwinter 1999 habe es nichts Vergleichbares gegeben, sagte eine Sprecherin des Schweizer Wetterdienstes.
Auch in anderen Orten in der Schweiz und in Österreich blieb die Lage schwierig. Im österreichischen St. Anton und im Paznauntal mit dem Wintersportort Ischgl waren ebenfalls Tausende Touristen eingeschneit. Einige Bahnstrecken waren wegen Lawinengefahr gesperrt.
In den oberbayerischen Alpen gingen am Sonntag mehrere Lawinen ab. Ein 30-Jähriger starb kurz nach seiner Bergung im Krankenhaus. Der Mann aus Sachsen hatte eine Skitour im Geigelsteingebiet unternommen. Ein anderer Mann aus Sachsen starb in Tirol. Der 39 Jahre alte Snowboarder aus Leipzig war am Sonntag alleine in tiefschneereichem Gelände unterwegs, wie die Tiroler Polizei mitteilte. Dabei sei er wohl kopfüber in den Schnee gestürzt und von nachrutschenden Schneemassen vollständig verschüttet worden.
Auch in Italien war die Lawinenlage wieder angespannt. Wegen des vielen Neuschnees blieb das Skiresort Livigno in der Lombardei von Sonntag auf Montag von der Außenwelt abgeschnitten. Die wegen drohender Lawinen gesperrten Zufahrtsstraßen wurden laut Nachrichtenagentur Ansa am Mittag wieder geöffnet.
Im Aostatal, wo am Montag gebietsweise die zweithöchste Gefahrenstufe galt, ging am Morgen in dem Ort Oyace zwischen Aosta und der Schweizer Grenze eine Lawine auf eine Straße ab und traf auch ein Haus. Es sei niemand verletzt worden, sagte der Bürgermeister Remo Domaine laut Ansa. Weil auch im beliebten Skiort Breuil-Cervinia Schneebretter befürchtet wurden, wurde der Verkehr mit Ausnahme von Räum- und Rettungsfahrzeugen untersagt.
In der Slowakei kam es am Sonntag im Skigebiet Ziarska dolina im Westen der Hohen Tatra zu einem Lawinenunglück. Dort wurden zwei polnische Ski-Touristen verschüttet - nach Angaben des Bergrettungsdienstes HZS konnte einer der beiden nur noch tot geborgen werden.