Mitt Romney - Favorit ohne Fortüne
Washington (dpa) - Sein Vorsprung ist nicht so klar, wie er ihn sich gewünscht hat - doch Mitt Romney gilt unter den konservativen Herausforderern von US-Präsident Barack Obama dennoch als klarer Favorit.
So sieht er sich auch:
„Ich werde Euch nicht enttäuschen. Ich bekomme die Nominierung“, erklärte der 64 Jahre alte ehemalige Gouverneur von Massachusetts nach dem „Super Tuesday“ siegesgewiss in seiner Wahlzentrale in Boston. Der vergleichsweise moderat ausgerichtete Republikaner hat einige Vorteile auf seiner Seite. Nicht zuletzt stehen die stärksten Geldgeber hinter ihm.
Romney, der jahrelang in der Privatwirtschaft tätig war und als Unternehmensberater ein Millionenvermögen machte, unterstreicht immer wieder seine Kompetenz in Finanz- und Wirtschaftsfragen. Das sollte ihn im konjunkturell gebeutelten Amerika eigentlich zum Mann der Stunde machen.
Doch Romney hat auch Schwachstellen. Er gilt im Umgang als spröde und unterkühlt und kann angeblich nicht gut mit „einfachen Leuten“ umgehen. So unterlaufen ihm immer mal wieder Schnitzer: Mal bietet er einem Kontrahenten vor laufenden Kameras spontan eine 10 000-Dollar-Wette an oder er sagt, dass seine Ehefrau mehrere Cadillacs besitzt - Reichtum derart offen an den Tag zu legen, kommt bei konservativen Republikanern gar nicht gut an.
Bei moderaten Wählern schneidet der Vater von fünf Söhnen zwar gut ab, aber konservative und vor allem religiös ausgerichtete Republikaner vermissen feste Grundsätze und politische Standhaftigkeit. Außerdem ist Romney Mormone, was vielen Evangelikalen im Republikanerlager tief suspekt ist.
Romney gilt als „Flip-Flopper“, als Mann, der sein Mäntelchen gerne nach dem Wind hängt. So setzte er als Gouverneur eine Gesundheitsreform durch, die der späteren Reform Obamas reichlich ähnelt. Doch heute stimmt Romney in den Chor der Republikaner ein, die „Obamacare“ abschaffen wollen. In Sachen Umweltschutz und Abtreibung zeigte er sich ähnlich flexibel.
Außenpolitisch tritt Romney zwar für ein starkes Amerika ein, aber wenn es um den Truppenabzug aus Afghanistan, Foltermethoden oder den Iran geht, dann hält er sich seine Positionen so weitgehend offen. Privat erscheint er dagegen sehr verlässlich: Mit seiner Frau Ann ist er seit mehr als vier Jahrzehnten verheiratet.