Moskauer Mai-Parade wieder über Roten Platz

Moskau (dpa) - Erstmals seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind in Moskau mehr als 100 000 Menschen bei der traditionellen Parade der Gewerkschaften zum 1. Mai über den Roten Platz marschiert.

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Angeführt von Bürgermeister Sergej Sobjanin zogen die Demonstranten mit der Forderung „Faire Löhne für anständige Arbeit“ durch das Zentrum der russischen Hauptstadt. Bei blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen schwenkten die Teilnehmer sowjetische und russische Flaggen sowie Luftballons in den Landesfarben weiß, blau und rot. Zuletzt hatte die Parade vor 23 Jahren über den Roten Platz direkt am Kreml geführt.

Kremlchef Wladimir Putin kündigte bei einem Treffen mit Gewerkschaftern an, die Regierung wolle die Beamtengehälter weiter erhöhen. Aber um die wirtschaftlichen Probleme zu lösen, sei es vor allem wichtig, die Produktivität zu erhöhen.

Bei einer Zeremonie im Kreml zeichnete Putin fünf Bürger als „Helden der Arbeit“ aus. Er hatte den auch in der einstigen DDR bekannten Ehrentitel im Vorjahr nach mehr als 20 Jahren wieder eingeführt. Kritiker werfen Putin vor, er wolle einen Staat nach dem Vorbild der Sowjetunion wiedererrichten.

Die Mai-Parade am Machtzentrum gilt auch als Zeichen für einen wiedererstarkenden Patriotismus nach dem umstrittenen Anschluss der Halbinsel Krim. „Die Krim gehört für immer zu Russland“, stand auf Plakaten. Bei einer Protestaktion im Stadtzentrum wurden mindestens vier Regierungsgegner vorübergehend festgenommen. Sie hatten die ukrainische Flagge ausgebreitet und sangen die ukrainische Hymne, wie das kremlkritische Internetportal grani.ru berichtete.

Auch auf der von der Ukraine abtrünnigen Halbinsel beteiligten sich Zehntausende Menschen an Demonstrationszügen. In der Krim-Hauptstadt Simferopol seien mehr als 100 000 Bewohner mit russischen Fahnen auf die Straßen gegangen, schrieb Vizeregierungschef Rustam Temirgalijew bei Facebook.

In ganz Russland nahmen etwa zwei Millionen Menschen an den Feierlichkeiten zum 1. Mai teil, wie Gewerkschaftsvertreter Michail Schmakow am Donnerstag der Agentur Interfax sagte. Zehntausende Sicherheitskräfte waren landesweit im Einsatz.