„Umgeknickt wie Streichhölzer“ Nach dem Sturm herrscht Lebensgefahr in vielen Wäldern

Braunlage (dpa) - „Wer jetzt in die Wälder geht, begibt sich in Lebensgefahr. Ich kann nur dringend davor warnen.“ Dietmar Sohns von den Niedersächsischen Landesforsten steht im dichten Nebel an einer gesperrten Straße bei Clausthal-Zellerfeld im Harz und beobachtet, wie Arbeiter mit schwerem Gerät eine schräg stehende Fichte umlegen - bevor die auf die Fahrbahn stürzen kann.

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Überall im Harz haben die orkanartigen Böen von Sturm „Friederike“ Bäume entwurzelt und umgeworfen. Viele andere Bäume sind angebrochen und können jetzt jederzeit umfallen.

Der Schaden, den „Friederike“ angerichtet hat, sei möglicherweise ähnlich hoch wie der, den Sturm „Kyrill“ im Jahr 2007 angerichtet hatte, sagt der Sprecher des Nationalparks, Friedhart Knolle. Damals waren mehrere Hunderttauend Bäume umgeworfen worden.

„Wir versuchen uns gerade einen Überblick über die Schäden in den Wäldern zu verschaffen“, berichtet Nationalpark-Ranger Dirk Gronowski. „Wie lange das dauern wird, ist aber unklar.“ Das Problem: „Wir kommen nicht überall durch, weil auf den meisten Waldwegen umgekippte Bäume liegen. Auch der hohe Schnee behindert“, sagt der Ranger. „Eine genaue Schadensaufnahme wäre zur Zeit wohl nur aus der Luft möglich.“

„Die Bäume knicken um wie Streichhölzer“, hatte ein Polizeisprecher im Harz berichtet. Wegen der großen Gefahr hatten die Einsatzkräfte vorübergehend alle Zufahrtsstraßen in den Oberharz gesperrt. Auf der am Freitag weiterhin gesperrten B 241 zwischen Torfhaus und Clausthal-Zellerfeld waren Autofahrer vorübergehend zwischen gekippten Bäumen eingesperrt. In Braunlage demolierte ein stürzender Stamm ein Feuerwehrauto, während die Einsatzkräfte andere Stämme von der Straße zogen.

Auch der hessische Waldbesitzerverband rät nach dem Orkan von Besuchen im Wald in den nächsten Tagen ab. Bäume können umstürzen und abgebrochene Äste herabfallen, der Waldboden sei zudem nach den wochenlangen Regenfällen aufgeweicht und biete den Bäumen wenig Standsicherheit. Welche Schäden das Orkantief in den Wäldern angerichtet hat, könne erst in der kommenden Woche bilanziert werden.

In Dresden sind nach „Friederike“ sämtliche Wälder gesperrt. „Es herrscht Lebensgefahr. Gehen Sie in den kommenden Tagen nicht in den Wald“, sagt Sprecher Renke Coordes vom Staatsbetrieb Sachsenforst. Wer die Wälder dennoch betritt, muss mit einer Geldbuße in Höhe von bis 2500 Euro, in besonders schweren Fällen sogar bis 10.000 Euro rechnen.