Neue Festnahmen nach Terror in Paris

Paris (dpa) - Neun Tage nach dem islamistischen Anschlag auf „Charlie Hebdo“ in Paris haben die Fahnder in Frankreich im Zusammenhang mit der Terrorwelle weitere zwölf Menschen festgenommen.

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Die Verdächtigen sollten in Polizeigewahrsam wegen möglicher Verbindungen zu den Attentätern vernommen werden, teilten die Ermittler mit.

Es gehe vor allem um die Frage, ob sie den Terroristen Waffen oder Fahrzeuge organisierten und damit logistische Unterstützung für die Anschläge leisteten, bei denen die Attentäter 17 ihrer Opfer töteten.

Offizielle Angaben zur Identität der Festgenommenen gab es zunächst nicht. Innenminister Bernard Cazeneuve bestätigte lediglich, dass sie aus dem Großraum Paris stammen und mehrheitlich polizeibekannt sind.

Der Nachrichtensender BFMTV berichtete, auf die Spur eines Verdächtigen habe ein genetischer Fingerabdruck geführt, den die Polizei auf der Waffe eines Täters entdeckte. Andere Verdächtige wurden demnach über Abhöraktionen identifiziert. Neben acht Männern sollen auch vier Frauen in Polizeigewahrsam gekommen sein.

„Wir untersuchen alles. (...) Wir dürfen keine Spur auslassen“, kommentierte der französische Außenminister Laurent Fabius am Rande eines Treffen mit seinem US-Kollegen John Kerry.

Bei einer bewegenden Trauerfeier in Pontoise nahmen am Freitag Hunderte Menschen Abschied von Stéphane Charbonnier, dem Chef des Satiremagazins „Charlie Hebdo“. Der unter dem Künstlernamen Charb bekannte Zeichner war das prominenteste Opfer der Terroranschläge.

Bei der Feier erklang die Internationale. „Der Geist von „Charlie Hebdo“ lebt“, rief Luz, einer der überlebenden Zeichner des Satireblattes, vor Hunderten von Menschen aus. Wer „Je suis Charlie“ (Ich bin Charlie) sage, der solle jetzt Zeichenstifte und Papier hervorholen und es beweisen.

Der 47-Jährige hatte wiederholt umstrittene Mohammed-Karikaturen veröffentlicht, die als Hintergrund des Anschlages auf die Redaktion gelten. Die Beisetzung Charbonniers sollte im Anschluss an die Trauerfeier unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

US-Außenminister Kerry bat bei seinem Besuch in Paris um Verzeihung für sein Fehlen beim großen Gedenkmarsch für die Opfer der Terrorwelle. Er legte an den zwei Haupttatorten Kränze nieder. Dass am vergangenen Sonntag kein Spitzenpolitiker aus den USA zu dem großen Gedenkmarsch mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt gereist war, hatte international für Kritik gesorgt. Der Sprecher von Präsident Barack Obama räumte ein, dass jemand mit einem „höheren Profil“ hätte teilnehmen müssen. Washington war nur durch Botschafterin Jane Hartley vertreten gewesen.

Einer der Tatorte, die Kerry am Freitag besuchte, war der Supermarkt für koschere Lebensmittel, in dem der islamistische Terrorist Amédy Coulibaly am Freitag vergangener Woche vier Juden erschossen hatte. Zweite Station war das Gebäude, in dem „Charlie Hebdo“ seine Redaktionsräume hat. Dort hatten zwei andere Attentäter am Mittwoch davor zwölf Menschen getötet.

In Paris wurden am Freitag drei junge Franzosen wegen Terrorunterstützung zu Haftstrafen von vier bis zehn Jahren verurteilt, weil sie sich 2012 dem Dschihad im Jemen oder in Somalia anschließen wollten. Es war der erste Prozess mit Verurteilung dieser Art seit den islamistischen Terroranschlägen der vergangenen Woche.