Obama greift an - Romney zeigt sich friedlich
Washington (dpa) - Das Rennen um das Weiße Haus bleibt offen: Zwei Wochen vor der US-Präsidentenwahl punktete Amtsinhaber Barack Obama erneut im Fernsehduell mit seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney.
Dennoch schlug sich Romney auch in der dritten und letzten TV-Debatte in Boca Raton (Florida) achtbar. Über weite Strecken waren kaum Unterschiede zwischen den in Umfragen gleichauf liegenden Kandidaten erkennbar.
Nach einem lethargischen ersten Auftritt zeigte sich Obama wie schon in der zweiten Debatte überaus angriffslustig. Romney dagegen milderte mehrfach frühere Positionen ab und gab sich staatsmännisch. Wiederholt sagte er: „Sie haben Recht, Herr Präsident.“
Nach dem Debatten-Finale beginnt nun der Wahlkampf-Endspurt. Obama und Romney müssen alles versuchen, um die noch unentschlossenen Wähler zu überzeugen. Nach Schätzungen könnte es letztlich auf 900 000 Stimmen in den sogenannten Swing States ankommen. Das sind besonders heiß umkämpfte Bundesstaaten wie etwa Ohio und Florida.
Obama ging in dem letzten Fernsehduell von Anfang an in die Offensive und spielte seine Erfahrung auf dem außenpolitischen Parkett aus. „Jedes Mal, wenn Sie Ihre Meinung sagen, liegen Sie falsch“, warf er Romney vor. „Angriffe auf mich sind kein Programm“, konterte der Republikaner.
Wie bei der zweiten Debatte sahen auch diesmal die meisten Wähler Obama vorn. In einer nicht repräsentativen Umfrage des TV-Senders CNN unmittelbar nach dem Duell meinten 48 Prozent, der Amtsinhaber habe die Redeschlacht gewonnen. Lediglich 40 Prozent sahen Romney vorn. Nach einer CBS-Umfrage entschied Obama das Duell sogar mit 53 zu 23 Prozent für sich. Befragt wurden jeweils wenige hundert Wahlberechtigte. Im ersten Rededuell hatte Romney deutlich die Nase vorn gehabt.
Der Ex-Gouverneur erneuerte in der Debatte seine Kritik, Obama habe durch außenpolitische Schwäche der US-Führungsrolle in der Welt geschadet. „Unglücklicherweise ist Amerikas Einfluss nirgendwo auf der Welt größer als er vor vier Jahren war.“ Im Gegenteil sei er zurückgegangen.
Aber insgesamt stimmten die Kandidaten „inhaltlich mehr überein, als dass sie sich unterschieden“, schrieb etwa die „Washington Post“. So lehnten beide eine militärische Intervention der USA in Syrien ab. Romney nannte bessere Bildung, finanzielle Hilfen, Gleichberechtigung der Geschlechter und Rechtsstaatlichkeit als Rezept gegen Extremismus in den arabischen Umbruchstaaten. „Wir können uns nicht den Weg aus diesem Schlamassel freischießen“, sagte Romney.
Beide Kandidaten erklärten, dass sie Israel im Fall eines iranischen Angriffs unterstützen und entschieden gegen chinesische Handelsverstöße vorgehen wollten. Beide versprachen auch, dass die US-Truppen in Afghanistan bis Ende 2014 das Land verlassen würden, ohne Verhandlungen über ein verbleibendes Kontingent zu erwähnen.
Beim Thema Iran beharrte Romney darauf, dass Obamas Politik gegenüber Teheran kein Erfolg gewesen sei. „Der Iran ist jetzt näher an Atomwaffen als vor vier Jahren“, warf er dem Präsidenten vor. Er wolle die iranische Führung wegen Anstiftung zum Völkermord vor Gericht bringen, kündigte Romney an. Wie Obama plädierte der Republikaner aber für starke Sanktionen, ein Militärschlag könnte nur ein letztes Mittel sein.
Den heftigsten Streit gab es um die Militärausgaben. Romney sagte, er würde als Präsident keine Kürzungen zulassen. Obama erklärte, der Republikaner wolle Geld für etwas ausgeben, um das die militärischen Führer gar nicht ersucht hätten. Ganz abgesehen davon sei völlig offen, wie Romney das bezahlen wolle.
Der Amtsinhaber versuchte immer wieder, Romney als unbedarft in Sachen Außenpolitik darzustellen. Er warf ihm außerdem vor, allzu häufig seine Meinung zu ändern und einen gefährlichen Zick-Zack-Kurs zu fahren. Romney trat betont gelassen auf. Selbst Patzer brachten ihn nicht aus der Ruhe. So sprach er irrtümlich von einer iranisch-syrischen Nachbarschaft.
Romney versuchte wiederholt, die Debatte in Richtung Innenpolitik zu ziehen, unter anderem mit dem Verweis auf die hohe Arbeitslosigkeit im Land. Die Wirtschaftspolitik ist der Bereich, in dem der Republikaner bisher im Wahlkampf am stärksten gepunktet hat.