„Panda-Knuddler“ vor „Drachentöter“: China favorisiert Obama
Peking (dpa) - China wäre ein Sieg von Amtsinhaber Barack Obama bei den US-Präsidentschaftswahlen am liebsten. Allen Spannungen zum Trotz hat sich das Verhältnis zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Erde gar nicht so schlecht entwickelt, wie chinesische Experten anmerken.
Hauptstreitpunkte für die USA sind aber das Handelsdefizit der USA und die Marktbarrieren in China.
Der Vorwurf, dass China seine Währung unterbewerte, um seine Exporte zu verbilligen, hat eigentlich an Brisanz verloren. Seit 2005 hat der Yuan um 30 Prozent zugelegt. Obamas republikanischer Herausforderer Romney will China trotzdem „am ersten Tag im Amt“ als Währungsmanipulator einstufen. Das hätte Strafzölle zur Folge. Romney profiliert sich auf diese Weise als „Drachentöter“ und bringt Obama als „Panda-Knuddler“ unter Druck.
Beide Handelsnationen sind voneinander abhängig. China ist größter ausländischer Kreditgeber der hoch verschuldeten USA. Die USA wiederum brauchen die Kooperation der Vetomacht China im Weltsicherheitsrat bei der Lösung von Krisen weltweit - sei es in Syrien, seien es die Atomstreitigkeiten mit dem Iran oder Nordkorea.
Misstrauisch unterstellt Peking den USA, den Aufstieg Chinas zur asiatischen Großmacht verhindern zu wollen. Während die Amerikaner über die Modernisierung des chinesischen Militärs besorgt sind, fühlen sich die Chinesen durch die verstärkte US-Militärpräsenz im Pazifik bedroht. Vom nächsten US-Präsidenten erhoffen sie sich, dass er sich aus Chinas Territorialkonflikten mit seinen Nachbarn um Inseln und Rohstoffe im Ost- und Südchinesischen Meer heraushält.
Auch wenn Obama bevorzugt wird, rechnen chinesische Experten damit, dass Romney als Präsident von der Realität eingeholt wird: Wie andere Republikaner vor ihm dürfte er eher Geschäftsinteressen verfolgen - und seine Drohungen an die Adresse Chinas besser nicht wahr machen.