Obama und Castro telefonieren vor Gipfeltreffen
Panama-Stadt (dpa) - Mit Spannung wurde in Panama das erste Treffen von US-Präsident Barack Obama mit dem Präsidenten des sozialistischen Kuba seit der überraschenden Wiederannäherung beider Staaten erwartet.
Das Weiße Haus teilte mit, beide Staatsmänner hätten schon am Mittwoch vor Obamas Reise nach Jamaika miteinander telefoniert. Details des Gesprächs wurden nicht genannt. Es war erst das zweite Telefonat in 50 Jahren zwischen Präsidenten der beiden lange verfeindeten Länder. Das erste hatten Obama und Castro im Dezember geführt. In Panama trafen sich auch die Außenminister beider Länder, John Kerry und Bruno Rodríguez.
Obama landete am Donnerstagabend (Ortszeit) in Panama-Stadt. Das Treffen mit Castro wurde am Rande des am Abend beginnenden Amerika-Gipfels in Panama erwartet. Die früheren Erzrivalen wollen ihre diplomatischen Beziehungen möglichst bald normalisieren.
Das Gespräch Kerrys mit Rodríguez sei eine „längere und sehr konstruktive Diskussion“ gewesen, sagte ein ranghoher Beamter des State Departments. Man bleibe weiter um Gespräch, „um ausstehende Themen zu lösen“, hieß es ohne weitere Angaben. US-Medien berichteten, das Treffen in einem Hotel habe rund zwei Stunden gedauert. Vermutlich ging es auch um die Streichung Kubas von der Liste der Unterstützerstaaten des Terrorismus.
Nach Angaben des demokratischen US-Senators Ben Cardin wollen die USA Kuba von der Liste der Terrorstaaten streichen. Eine entsprechende Empfehlung habe das State Department nach monatelanger Prüfung gegeben. Dies wäre ein wichtiger Schritt für die weitere Annäherung beider Länder, meinte Cardin. Auf der US-Liste der Terror unterstützenden Staaten stehen derzeit neben Kuba der Iran, Syrien und der Sudan.
Nach der sozialistischen Revolution in Kuba 1959 waren sich Havanna und Washington über Jahrzehnte spinnefeind. US-Geheimdienste versuchten mehrfach Revolutionsführer Fidel Castro zu ermorden und steckten auch hinter einem Invasionsversuch 1961.
Zudem verhängten die USA ein Wirtschafts- und Handelsembargo, mit dem sie den sozialistischen Staat aushungern wollten. Doch Fidel Castro hielt sich an der Macht, erst 2006 übergab der heute 88-Jährige die Regierungsgeschäfte an seinen Bruder Raúl (83).
Kuba nimmt am Freitag und Samstag erstmals an einem Amerika-Gipfel teil, der von der Organisation Amerikaner Staaten (OAS) organisiert wird. Erstmals sind alle 35 Staaten aus Nord-, Mittel- und Lateinamerika geladen.
Unklar war zunächst, wann und in welchem Rahmen Obama und Castro zusammentreffen. Das Weiße Haus sprach lediglich von einer „Interaktion“ beider Politiker. Dies könnte lediglich ein Händeschütteln sein, eine kurzer Small-Talk oder auch ein erstes echtes direktes Sachgespräch. Bereits bei der Beerdigung des südafrikanischen Nationalhelden Nelson Mandela Ende 2013 hatten sich Obama und Castro kurz die Hand gegeben.
Doch der Weg zu einer echten Normalisierung ist noch lang. Nach wie vor ist völlig unklar, wann die USA ihre Sanktionen aufheben könnten. Bisher gibt es nur leichte Lockerungen. Vor allem viele Republikaner in den USA laufen Sturm. In Kürze wollen beide Länder wieder Botschaften eröffnen.